Würschnitztal, Sachsen, Deutschland

Der interkommunale Gemeindeverbund Würschnitztal liegt in der Stadtumlandregion Chemnitz am Rande des Erzgebirges und umfasst die Gemeinden Neukirchen und Jahnsdorf, die sich 2021 zusammengeschlossen haben, um durch die Nutzung gemeinsamer Ressourcen und Netzwerkarbeit ihre Effizienz zu steigern und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Sie stellen sich aktiv den gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart und arbeiten gemeinsam an kreativen und zeitgemäßen Lösungen.

Das Würschnitztal zeichnet sich durch ein vielfältiges Vereinsleben, ehrenamtliches Engagement und einen guten gesellschaftlichen Zusammenhalt aus. Die Förderung der politischen und sozialen Teilhabe wird großgeschrieben, was insbesondere am Leitprojekt „Demokratie und Beteiligung“ mit verschiedenen Einzelprojekten wie dem Jugendrat oder dem Seniorenbeirat deutlich wird. Dem Verlust von Begegnungsorten wird mit der Schaffung von „Dritten Orten“ entgegengewirkt. Durch Reaktivierung von Leerständen werden nicht nur Gebäude wieder in eine Nutzung gebracht, es entstehen auch wichtige Räume der Begegnung. Ein Beispiel dafür ist der kulinarische Maker-Hub „NETZ-Werk – Unser WIRtshaus für alle Fälle“ in einem ehemaligen Autohaus.

Die Vernetzung der beiden Gemeinden und Kooperationen innerhalb von LEADER sowie mit der Kulturhauptstadt Chemnitz schaffen nicht nur Synergien, sondern erweisen sich auch als kulturell und sozial bereichernder Austausch. Besonders hervorzuheben sind die Methoden und Strategien dieser Zusammenarbeit, die durch Eigeninitiative und Bürger:innenmitwirkung geprägt sind. Die Interaktion zwischen Politik, Verwaltung und Bevölkerung ist beispielhaft, wozu die umfassenden Kommunikations- und Informationsstrategien der Gemeinden, die unkomplizierte Beteiligungsmöglichkeiten eröffnen, wesentlich beitragen.

Die Bündelung von Ressourcen durch die interkommunale Zusammenarbeit, die offensive Förderung der Partizipation sowie die konzeptionelle, aber dennoch agile und flexible Maßnahmenumsetzung haben die kommunale Handlungsfähigkeit massiv gesteigert und damit die Realisierung interessanter Leitprojekte, die den Fokus auf Bildung, Netzwerke, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit legen, ermöglicht und damit die Lebensqualität deutlich erhöht.

Das Projekt „Demokratie und Beteiligung“ des interkommunalen Verbunds Würschnitztal verknüpft eine Reihe von Themenfeldern und fördert die demokratische Teilhabe und das Gemeinschaftsgefühl nachhaltig. Die Initiativen haben Vorbildfunktion für die Entwicklung einer lebendigen und inklusiven Gemeinschaft, in der jede Stimme zählt und gehört wird. Sie zeigen, dass durch Transparenz, Beteiligung und Engagement ein dynamisches Gemeinwesen entsteht.

Der Jugendrat Neukirchen ermöglicht Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren, ihre Vorstellungen und Wünsche zu artikulieren und aktiv an der Gestaltung ihres Lebensraumes mitzuwirken. Damit wird das Zusammenleben bereichert, gleichzeitig werden das Verständnis für demokratische Prozesse und die Lust auf Beteiligung gefördert. Mit dem Seniorenbeirat Neukirchen gelingt es, die Bedürfnisse der älteren Generation zu berücksichtigen. Durch ihre Einbindung in Entscheidungsprozesse entstehen Netzwerke, die einem generationsübergreifenden Miteinander sehr dienlich sind. Das Bürgerbudget Jahnsdorf eröffnet Bürger:innen ab 16 Jahren die Chance, Vorschläge für ein Kleinprojekt einzureichen und später auch darüber abzustimmen, wie ein Budget von 10.000 € verwendet werden soll. Damit wird die Ortsverbundenheit gestärkt und die Umsetzung gemeinnütziger Ideen ermöglicht.

Die Partnerschaft für Demokratie, die von den Bürgermeistern initiiert und einem Kompetenzzentrum unterstützt wird, trägt wesentlich zur Förderung von Ehrenamt, Toleranz und Demokratieverständnis bei.

Die Maßnahmen im Leitprojekt „Von Räumen zu Begegnungen“ verdeutlichen, dass Umnutzung ein Schlüssel der Dorfentwicklung ist, zumal damit Abbrüche vermieden, „graue Energien“ gesichert und identitätsstiftende Gebäude im Verbund Würschnitztal erhalten werden können. Nicht zuletzt entstehen durch eine smarte Revitalisierung bestehender Strukturen, hier vor allem gewerblicher Art, bereichernde Gemeinschafts-, Kultur- und Innovationsorte, die Lebensqualität schaffen.

Im Zentrum steht das „NETZ-Werk – Unser WIRtshaus für alle Fälle“, wo in einem früheren Autohaus ein lebendiger Begegnungsort mit Schwerpunkt auf lokaler und inklusiver Gastronomie entsteht und sukzessive weiterentwickelt wird. Es dient als Anlaufstelle für kulinarischen und kulturellen Austausch der Bürgerinnen und Bürger, beliefert Kinderbetreuungsstätten und fördert als anerkannter MakerHub die Verbindung von Kreativen, Wirtschaftstreibenden und Kulturregion durch das Programm „Makers, Business & Arts“.

Mit der behutsamen und von lokalen Handwerkern unterstützen Umgestaltung der historischen Gaststätte „Post“ in Jahnsdorf zu einem barrierefreien Kulturzentrum für Veranstaltungen aller Art erfährt das soziale, kulturelle und ökonomische Leben eine große Bereicherung. Auch die Umnutzung der Grundschule in Adorf in ein Haus der Vereine trägt dazu bei, auf Basis von Engagement, Kreativität und Kooperation Leerstand zu beseitigen und gemeinschaftsfördernde Begegnungsorte zu schaffen.

Evaluiert: 2024

Beate Schrank