Westliche Börde, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Im Jahr 2010 haben sich die Gemeinden Ausleben und Am Großen Bruch sowie die Stadtgemeinden Gröningen und Kroppenstedt im Landkreis Börde zur „Verbandsgemeinde Westliche Börde“ zusammengeschlossen. Auslöser für diesen notgedrungenen Schritt war die Schließung einer Schule im Sekundar-Bildungssektor in Gröningen, womit die Bedrohung der grundzentralen Versorgungsrolle hinsichtlich eines Sekundar-Schulabschlusses und eine Verschärfung der demografischen Abwärtsspirale im Raum gestanden waren. Hauptziel war es, im Verband gemeinsam eine diesbezügliche Entwicklungsumkehr zu erreichen. Als zielführende Strategien setzte man auf zweckmäßige Bündelung der Verwaltungskräfte, bestmögliche Nutzung aller gemeinsamen Ressourcen, Talente und Synergien sowie auf eine aktive Einbindung der bestehenden Vereinslandschaften der vier Kommunen.

Primäre gemeinsame Handlungsfelder für eine zukunftstaugliche Perspektive, die in Angriff genommen wurden, waren die Stärkung der Familien durch eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, die Etablierung eines breitgefächerten Bildungsangebotes mit möglichem Sekundar- und Berufsschulabschluss und die Forcierung von Maßnahmen zum Auf- und Ausbau eines tragfähigen regionalen Wirtschaftsraumes. Bei allen Umsetzungschritten zur Verbesserung des Betreuungs- und Bildungsangebotes sowie zur Attraktivierung als Arbeits- und Wirtschaftsstandort wurde auf Nachhaltigkeit geachtet. Es wurden überwiegend Altbestandsbauten höchst professionell, zum Teil auch mit Pilotcharakter, revitalisiert sowie verfügbare Leerstände effizient und klug für neue, zeitgemäße und innovative Funktionsaufnahmen, die einen besonderen Anreiz für Zuzug schaffen, adaptiert.

Als beispielgebende Pilotprojekte sind die beiden Revitalisierungen für Kinderbetreuungszwecke, die „Kita Schloß Trautenburg“ in Ottleben und die „Kita Edelhof“ im Zentrum von Gröningen, hervorzuheben. Ebenfalls herausragende Projekte, die das Verbleiben in der Verbandsgemeinde erleichtern und Zuwanderung generieren, sind die Etablierung des „Börde Campus“ in Gröningen in Zusammenarbeit mit einem gemeinnützigen Bildungsträger, um favorisierte Ausbildungsoptionen anbieten zu können, und das „Co Working und Gründerzentrum FREIRAUM“ in Kroppenstedt, mit dem man der Wirtschaft beachtlich innovativ entgegenkommt.

Die beiden Kita-Projekte der Westlichen Börde haben eines gemeinsam: Sie unterstützen Familien, schaffen Lebensqualität und Attraktivität, revitalisieren historische Baujuwele und entfalten eine starke identitätsstiftende Wirkung.

Die „Kita Schloss Trautenburg“ in Ottleben, eine seit 1996 im denkmalgeschützten Schloss untergebrachte und von der Diakonie betriebene Kindertagesstätte, wurde ab 2018 über ein Landesförderprogramm baulich umgestaltet. Das Ergebnis der Revitalisierung ist eine wahre Meisterleistung. Neben der nun zeitgemäßen Standard-Ausstattung dürfen sich die 90 betreuten Kinder seit der Adaptierung zusätzlich über eine neue Mitmachküche, eine Kinderbibliothek, einen Forschungs- und Experimentierraum, eine eigene Musikecke und einen funktionsgerechten Bewegungsraum freuen. Im Parkareal der Schlossanlage wurden dazu ergänzend noch attraktive altersgerechte Spielplätze angelegt.

Ähnlich bemerkenswert präsentiert sich das Projekt „Kita Edelhof“. Dabei wurde im Zentrum der Stadt Gröningen ein Teil eines ortsbildprägenden ehemaligen Rittergutes aus dem 17. Jahrhundert, das über etliche Jahre dem Verfall preisgegeben war, ressourcenschonend und in ausgesprochen fruchtbarer Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt für den Betrieb einer Kindertagesstätte revitalisiert. 45 Kinder finden hier nun eine helle, bunte und facettenreich gestaltete Tagesbetreuungseinrichtung vor, die im zugehörigen Außengelände eine großzügig angelegte Freispielfläche bereithält, die allen Kindern offensteht.

Der „Börde Campus“ in Gröningen stellt ein im letzten Jahrzehnt richtig in Schwung gekommenes, strategisch ausgerichtetes Langzeit-Bildungsprojekt dar, das über die Grenzen des Verbandes Westliche Börde hinausstrahlt. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit einem international agierenden Bildungsträger ein Berufsschulzentrum fertiggestellt, eine neue Sekundarschule für 200 Lernende in Betrieb genommen und 2016 schließlich noch ein Gymnasium mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Informatik als weiteres Angebot für die Region geschaffen. Für den noch im Wachsen begriffenen Campus wurde kürzlich auch eine nahegelegene profanierte Kirche zwecks Errichtung eines zeitgemäßen Veranstaltungszentrums angekauft.

Das kommunal betriebene „Coworking und Gründerzentrum FREIRAUM“ in der Stadt Kroppenstedt wurde als Platz digitaler Arbeitswelten, der Umsetzung neuer Ideen, der Entfaltung und der Kreativwirtschaft im Obergeschoß der ehemaligen Sekundarschule angesiedelt. Ein zum öffentlichen Raum hin architektonisch spannend gestaltetes Entree soll ein sichtbares Zeichen für Wandel und Innovation setzten und gleichzeitig Einladung sein, die professionellen und komfortablen Arbeitsbedingungen auf der runderneuerten oberen Etage zu nutzen. Stabiles Internet und modernste technische Ausstattung und Möblierung zu moderaten Konditionen sind dabei ebenso Trumpf wie inspirierende Begegnungen und eine kreative Atmosphäre. Im FREIRAUM wurde anstelle von Leerstand dem Zeitgeist der Digitalisierung Raum gegeben.

Evaluiert: 2024

Beate Schrank