Trebesing, Kärnten, Österreich
Die Gemeinde Trebesing liegt auf einer Seehöhe von 735 Metern und umfasst 13 Ortschaften und Siedlungen, die sich auf drei Ausläufer von Bergrücken verteilen und über etwa elf Kilometer erstrecken. Ein größerer Siedlungskern als Zentrum fehlt. Obwohl grundsätzlich gut an den öffentlichen Verkehr angebunden, bedarf es für die Bewältigung der Zubringerwege Einrichtungen des Mikroverkehrs. Trebesing zählt 1.171 EinwohnerInnen, die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig, während die Überalterung zunimmt. Der Leerstand beläuft sich auf 15,3 Prozent, die Aufrechterhaltung der Basisinfrastruktur erweist sich als große finanzielle Herausforderung. Das Pendlersaldo ist deutlich negativ, zumal Großbetriebe fehlen. Insgesamt ist die Wirtschaft landwirtschaftlich geprägt, daneben gibt es auch touristische und gewerbliche Unternehmen.
Trotz mancher Tiefen und ungünstiger Voraussetzungen hat es in Trebesing an einem nie gemangelt, am Willen zum Bestehen und zur Weiterentwicklung, gepaart mit der nötigen Tatkraft und Eigeninitiative. Schon vor rund 50 Jahren startete man mit dem Thema „Baulandmodelle“ den Entwicklungsprozess, der bis heute andauert, vielfach im Rahmen diverser Landes- oder europäischer Programme abläuft, häufig auf wissenschaftlicher Expertise aufbaut, oftmals von Fachleuten begleitet wird, stets partizipatorisch angelegt ist und in Kooperationen, Allianzen und Beteiligungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor erkennt.
Getragen werden die Prozesse von einer engagierten Bevölkerung, die sich sehr zahlreich vorwiegend innerhalb außerordentlich aktiver Vereine ehrenamtlich betätigt, und von einer umsichtigen Gemeindeführung, die das Mitwirken der vielen Freiwilligen nicht nur toleriert, sondern respektiert, unterstützt und forciert. Weitere tragende Säulen der Entwicklungsstrategien sind ein ausgeprägtes Problembewusstsein und eine nüchterne Analyse der aktuellen und künftigen Herausforderung, die bei allen Entscheidungen und Maßnahmen einbezogen werden, aber auch große Wertschätzung des Lebensraumes und Mut zu Visionen.
Gemäß dem Ziel, eine Wohn- und Wohlfühlgemeinde für die Bevölkerung wie auch für kleine und große Gäste zu sein, stehen die Themen Generationen und Familie, Verantwortung im Umgang mit Rohstoffen und Energie, Nähe und Identität, Natürlichkeit und Sicherheit, Kooperationen und Gemeinschaft sowie Offensein für Neues und Altes im Mittelpunkt.
Im Laufe der Jahre konnten viele Erfolge erzielt werden. So wurde ein Bildungszentrum errichtet, das nicht nur Kindergarten, Volksschule und Nachmittagsbetreuung, sondern auch Vereins- und Veranstaltungsräume integriert, architektonisch äußerst gelungen und flächensparend ist. Trebesing ist Gründungsgemeinde des „Dorfservice“, das mittlerweile unverzichtbar vor allem für die ältere Bevölkerung ist. Die soziale Qualität der Gemeinde wird durch eine Fülle weiterer Aktivitäten und Einrichtungen, wie „Fit fürs Leben“, einen neuen Spielplatz, den Verweilplatz mit dem Wassererlebnis „Graggltümpfe“ oder eine deutliche Verbesserung der Kinderbetreuung, spürbar erhöht. Wesentliche Unterstützung leistet dabei der von wissenschaftlicher Seite erstellte „Demografie-Check“.
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist das Engagement der Gemeinde im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes. Zahlreiche Auszeichnungen sind Beweis für die ständige Bewusstseinsbildung, die Arbeit und die vielen Investitionen sowohl der Gemeinde als auch der Privaten. Beispiele dafür sind die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf der Tunneldecke der Autobahn, diverse Gemeindeförderungen für Wärmedämmungen und den Einsatz regenerativer Energien wie Solaranlagen und Biomasseheizungen, solarbetriebene Ortsbeleuchtung oder die Gestaltung eines Energie-Erlebnisweges. Ebenfalls ganz im Sinne des Klimaschutzes, aber auch mit sehr positiven Auswirkungen auf die Mobilität und die Nahversorgung, sind das E-Car-Sharing-Angebot, die Förderung des Gelegenheitsverkehrs und der neu aufgestellte Öffentliche Personennahverkehr zu sehen.
Das ausgeprägte Ressourcenbewusstsein beeinflusst auch das behutsame und flächensparende Gestalten von Räumen und das Bauen im öffentlichen Raum. Gelungene Sanierungen von Altbauten, Revitalisierung von Leerstand, Errichtung architektonisch überzeugender Neubauten und Schaffung inspirierender Plätze ergänzen einander. Um weiterhin für die gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen gewappnet zu sein, wurde mit der Ausarbeitung eines neuen „Örtlichen Entwicklungskonzeptes“ und Flächenwidmungsplanes begonnen.
Durch eine sanfte touristische Entwicklung entstehen neue Arbeitsplätze im Ort und wird die lokale Wertschöpfung erhöht. Ein Gewerbepark mit mittlerweile acht Firmen und 17 MitarbeiterInnen konnte errichtet werden, seit 2019 stehen weitere Flächen für Betriebsansiedelungen zur Verfügung. Wie etliche andere bereits genannte Projekte, beispielsweise der Energie-Erlebnisweg, oder gezielte Gemeindeförderungen, etwa für die landwirtschaftliche Direktvermarktung, trägt er maßgeblich dazu bei, die ökonomische Potenz der Gemeinde zu stärken.
In Trebesing ist man sich dessen bewusst, dass es auch in Zukunft viel Pioniergeist und Energie brauchen wird, um das Erreichte abzusichern, die Lebensqualität der BewohnerInnen hoch zu halten und den neuen Aufgaben gewachsen zu sein. Der Breitbandausbau und die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung, die Gestaltung des demografische Wandels und demgemäß auch das Thema „Alt werden in der Gemeinde“, die Umnutzung der insbesondere landwirtschaftlichen Leerstände, die Klimawandelanpassung sowie die Aufrechterhaltung der ausgeprägten Anerkennungskultur für ehrenamtliches Engagement und die Pflege einer toleranten Grundstimmung stehen dabei im Vordergrund.
Evaluated: 2020