Romrod, Hessen, Deutschland
Romrod, Hauptort der Stadtgemeinde Romrod, zählt etwa 1500 EinwohnerInnen und liegt in unmittelbarer Nähe der Autobahn Erfurt-Frankfurt/Main. Landflucht als Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft, Überalterung und zu wenig Arbeitsplätze, das sind die Probleme, mit denen sich Romrod konfrontiert sieht und deren Bewältigung bewusst in Angriff genommen wurde. Zukunftsvisionen erdenken und Projekte entwerfen, der Nachdenkprozess geht weiter, obgleich seit den neunziger Jahren über mehrere Programme und Initiativen schon ein gehöriges Stück Zukunft geschaffen werden konnte.
Als ein von der Gemeinde angestoßener Glücksfall erwiesen sich dabei zunächst die Bemühungen, das im Ortszentrum verkommende Renaissanceschloss Romrod einer neuen Zweckbestimmung zuzuführen. Für dieses Vorhaben konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gewonnen werden, die dieses beeindruckende Ortsdenkmal nicht nur mit erheblichem Aufwand rundum sanierte, sondern auch als Akademie einer neuen Zweckbestimmung zuführte.
Gleichzeitig konnte ein innovativer Investor für ein „Schlosshotel“ im Gebäude gefunden werden, so dass Kultur und Tourismus heute über ein starkes Standbein verfügen. Über unterschiedliche Förderprogramme und mit ausgeprägter Bürgerleistung fand dieses Großprojekt durch eine sehr ansprechende Sanierung und Umnutzung der ehemaligen Synagoge in einen gefragten Veranstaltungsort für standesamtliche Trauung sowie die Errichtung eines Kulturhauses mit Kulturbüro und eines „Schlossmuseums“ wertvolle Ergänzung. Mit der Neugestaltung des Schlossparks wurden einerseits die dort befindlichen Gebäude miteinander verbunden, so dass sie nun als Ensemble wirken, andererseits erfuhr auch der Dorfkern beachtliche Stärkung. Insgesamt wirken sich die Maßnahmen nicht nur sehr positiv auf das Gaststättengewerbe, sondern auch auf das soziale Miteinander aus, da hier viel Bürgerengagement abgefragt wird. Damit wuchs auch das Identitätsgefühl im Ort und wurde ein neues Bewusstsein für die Auseinandersetzung mit Fragen des zukünftigen Zusammenlebens geschaffen.
Seit Anfang des 21. Jahrhunderts setzt die Gemeinde anstelle einer weiteren Ausweisung von Neubaugebieten auf eine verstärkte und zukunftsträchtige Umnutzung bestehender Bausubstanz. Ein Fassadenrenovierungsprogramm hatte zur Folge, dass das Erscheinungsbild vor allem im Zentrum weiter verbessert wurde. Projekte zum betreuten Wohnen, die Verbesserung der Dienstleistungen für die ältere Generation sowie alternative Wohn- und Lebensformen sollen die Beziehungsarmut der modernen ländlichen Gesellschaft reduzieren und das soziale Lernen über die Generationengrenzen hinweg fördern. Neben der Schaffung neuer Strukturen für ein verstärktes soziales Netzwerk, etwa in Form eines Mehrgenerationenhauses, beeindrucken insbesondere auch die innovative Kleinkindbetreuung und Schullandschaft sowie das aktive Vereinsleben und das deutlich spürbar eBürgerengagement.
Im Bereich der Landwirtschaft werden ökologische Orientierung und Kooperationen, sowohl auf lokaler wie regionaler Ebene, forciert und zukunftsweisende Projekte angestoßen, die bereits positiven Niederschlag finden. Die örtliche Forstwirtschaft bildet einen wichtigen Baustein für die Weiterentwicklung der Nutzung erneuerbarer Energie, die einen hohen Stellenwert genießt, was sich beispielsweise auch in solarthermischen Förderprogrammen der Gemeinde und Energieberatungsmaßnahmen ausdrückt.
Romrod zeichnet sich durch mehrere qualitätvolle Leistungen aus. Alles aber wird überstrahlt von der ausgeprägten Mottogerechtigkeit der Entwicklungsorientierung. Basierend auf einer hohen Sensibilität für die mannigfaltigen Auswirkungen des demografischen Wandels und der Veränderungen der dörflichen Gesellschaft wird den Problemen der Landflucht und der Überalterung aktiv mit engagiertem Nachdenken und innovativen Projekten begegnet. Zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen wurden unter kompetenter fachlicher Begleitung erfolgreich umgesetzt und zeitigen dank einer guten Vernetzung Synergieeffekte und Breitenwirkung.
Evaluiert: 2008