Oravská Polhora, Region Žilina, Slowakische Republik
Oravská Polhora ist mit knapp 4.000 EinwohnerInnen die nördlichste Gemeinde der Slowakei. Dominant in der Gemeinde ist der Berg Babia Hora, der durch die Lage und das Relief die Bedingungen für das kühle und feuchte Klima schafft. Oravská Polhora befindet sich im Landschaftsschutzgebiet Horná Orava mit dem Vogelschutzgebiet und dem Naturschutzgebiet „Babia Hora“ sowie Torfmoorgebieten. In der Gemeinde liegen auch drei NATURA 2000-Gebiete und viele naturtypische Attraktionen wie zum Beispiel die jod- und bromhaltige Mineralquelle Slaná voda. Die geografische Lage und die natürlichen Gegebenheiten sind für die Entwicklung des Fremdenverkehrs günstig.
Den größten Teil des Gebietes von Oravská Polhora bilden Wälder. Die BewohnerInnen finden in der Holzverarbeitung und der Schäferwirtschaft Arbeitsplätze. Das Leben in der Gemeinde ist seit jeher mit der Holz- und Holzverarbeitungsindustrie verbunden. Die meisten der 480 Arbeitsplätze befinden sich im Dienstleistungssektor.
Der Verein der lokalen Schafzüchter bemüht sich um die Erhaltung der ursprünglichen slowakischen Walachenschafe, welche zu den ältesten Schafarten in Osteuropa gehören. Wesentlich ist auch die Vereinigung zur Erhaltung und Verbreitung der Dudelsacktradition, die auch als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen ist. Mit zahlreichen weiteren Aktivitäten werden das soziale Zusammenleben und der Erhalt der traditionellen Ernährung sowie der Flora und Fauna in der Gemeinde gewährleistet. Die BewohnerInnen verfügen auch über eine starke kulturelle Identität.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich in den letzten Jahrzehnten, beginnend mit der Samtenen Revolution, radikal geändert. Das erste strategische Dokument für die Entwicklung war der Bebauungsplan, es folgte ein erster Plan zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, der schließlich durch einen Entwicklungsplan ersetzt wurde, den die Gemeinde derzeit umsetzt. Dieser Plan umfasst auch den Flächennutzungsplan, den Gemeinschaftsplan und den Abfallwirtschaftsplan der Gemeinde. Bei der Erstellung beteiligten sich nicht nur MitarbeiterInnen des Gemeindeamts, sondern auch Vereine und Verbände sowie Fachkundige aus unterschiedlichen Bereichen und aktive BürgerInnen. Oravská Polhora baut in seiner Entwicklung wesentlich auf das Engagement der Menschen und versucht, seine Natur- und Kulturpotenziale optimal zu nutzen.
Die Gemeinde beteiligt sich, auch bedingt durch die Grenzlage, an zahlreichen grenzüberschreitenden Projekten, um die Anforderungen an die Region meistern zu können.
Wesentliche strategische Ziele zur Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit in der Gemeinde und zur Steigerung der nachhaltigen Entwicklung und der Lebensqualität werden verfolgt. Im Umweltbereich wird nicht nur versucht, möglichst ökologisch zu wirtschaften, sondern auch das Umweltbewusstsein der DorfbewohnerInnen zu erhöhen. Dafür wurde unter anderem das Programm „Grüne Schule“ eingerichtet.
Einen wesentlichen Schwerpunkt im kulturellen Leben bildet die Zunft der Dudelsackpfeifer, die ein internationales Festival der Dudelsackpfeifer mit jeweils mehr als 100 DudelsackpfeiferInnen aus der Slowakei und der ganzen Welt etabliert haben und in diesem Bereich auch Exkursionen und Weiterbildungsprogramme durchführen. Ein Dudelsackmuseum wurde eröffnet, um das Wissen um diese alte Tradition zu festigen. Das rege Vereinsleben wird durch das Kulturinstitut Matica Slovenska und die Vereinigung Arvensis weiter bereichert. Ein besonderes Anliegen ist auch die Pflege der walachischen Kultur. Die Gemeinde ermöglicht es den BewohnerInnen, sich vielfältig zu engagieren, und stellt dafür auch das rekonstruierte Kulturhaus zur Verfügung.
Die größte Initiative im Bereich der lokalen Beschäftigung ist der Aufbau eines Industrieparks, in welchem sich bereits erste Betriebe angesiedelt haben. Die Gemeinde errichtete auch ein Kinderzentrum und stellt Räumlichkeiten für Jugendtreffs und für das Fitnesszentrum zur Verfügung.
Auf den Planungen aufbauend wurden zahlreiche Projekte wie die Revitalisierung des Zentrums, die Modernisierung der öffentlichen Beleuchtung und die Verbesserung der Mülltrennung durchgeführt. Es wurden auch Bauten am Gelände der Grundschule und des Kindergartens erweitert und mit einer entsprechenden Energieeffizienz ausgestattet.
In Oravská Polhora ist eine bäuerliche Selbshilfegenossenschaft tätig, die selbstständige Bäuerinnen und Bauern, die auf eigenen Feldern und Heiden vorwiegend für ihren eigenen Bedarf arbeiten, zusammenschließt und durch kooperative Tätigkeiten stärkt. Die Mobilität der BürgerInnen wird durch den öffentlichen Busverkehr, der die Gemeinde mit Dörfern der Region als auch mit Zentren außerhalb der Region verbindet, gesichert. Eine Verbesserung des Bildungsprozesses der SchülerInnen der Grundschule wurde erarbeitet und eine polnisch-slowakische ländliche Seniorenuniversität mit theoretischen und praktischen Schulungen für SeniorInnen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen wurde gegründet.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass man in der nördlichsten slowakischen Gemeinde den enormen Wandel der vergangenen Jahrzehnte hervorragend gemeistert und sich auf Basis zahlreicher kleiner und großer Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen der dörflichen Entwicklung zu einem Lebens- und Arbeitsraum entwickelt hat, der dem Wettbewerbsmotto „we!ter denken“ mehr als nur gerecht wird.
Evaluiert: 2018