Naturpark Our, Luxemburg
Der aus acht Gemeinden bestehende interkommunale Verband Naturpark Our liegt im Norden Luxemburgs am Dreiländereck mit Belgien und Deutschland. Das seit 2005 bestehende Gebiet ist mit seinen rund 21.000 EinwohnerInnen, davon fast 30 Prozent Nicht-LuxemburgerInnen aus mehr als 30 Nationen, von einer multikulturellen Bevölkerungsstruktur geprägt und erweist sich als attraktiver Wohn- und Arbeitsraum.
Bis Anfang der 1980er-Jahre stellte sich die Situation gänzlich anders dar: Während im Landesdurchschnitt die Bevölkerung wuchs, drohte die Region durch massive Bevölkerungs- und Arbeitsplatzverluste auszubluten. Diesem Niedergang stellten sich zunächst einige Gemeinden zusammen mit staatlichen Instanzen entgegen. Im Bewusstsein, dass sie ihr Schicksal nur miteinander positiv beeinflussen können, wurden zunächst gemeinsame Gewerbegebiete sowie Kultur- und Bildungsinitiativen, insbesondere in der Jugendarbeit, initiiert. Das lange vorherrschende Gefühl, Stiefkinder der Nation zu sein, wich einem neuen Selbstbewusstsein. Die zunehmend entstehenden hochwertigen Arbeitsplätze sowie die attraktiven Sozial-, Kultur- und Freizeitinfrastrukturen ermunterten viele junge Familien, sich in der Region niederzulassen.
Die ökonomische Kehrtwende war eingeleitet und nun galt es, sich auch anderen Bereichen zu widmen. Auf Grundlage einer breit angelegten Bürgerbeteiligung mit Akteuren und Interessensgruppen aus allen acht Gemeinden wurden Entwicklungsstrategien formuliert und Projekte umgesetzt, die der nachhaltigen ökonomischen, ökologischen und sozialen Entwicklung beispielhaft Rechnung trugen.
Die noch beachtliche Rolle der Land- und Forstwirtschaft wurde dabei zu einem wichtigen Ankerpunkt. Neben Schutzgebietsausweisungen, Extensivierungsmaßnahmen, Veredelung und Vermarktung neuer Produkte und den damit verbundenen Wertschöpfungsketten seien beispielhaft die lokalen Nahwärmenetze mit Holz aus der Region und die von einer Genossenschaft aus LandwirtInnen betriebene Biogasanlage genannt. Sie trugen wesentlich mit dazu bei, dass vorzeitig die Zielsetzungen des nationalen Nachhaltigkeitsprogramms hinsichtlich des Anteils an erneuerbaren Energien erreicht wurden. Auch der errichtete Windpark sowie die in Landwirtschaft, Industrie und privaten Haushalten realisierten Photovoltaik-Anlagen runden die Bemühungen der im „Klimapakt Naturpark Our“ organisierten Gemeinden erfolgreich ab. Das in engem Zusammenhang stehende Thema Mobilität wird innovativ angegangen. Von den Kommunen unterstützte flexible private Angebote wie Rufbusse für Jugendliche und SeniorInnen, ein Late-Night-Bus sowie Gratis-Aufladestationen für E-Bikes ergänzen passgenau das vorhandene ÖPNV-Angebot.
Die interkommunale Zusammenarbeit ermöglicht darüber hinaus auch ein modernes und vielseitiges Angebot an sozialen Infrastruktureinrichtungen. Von Kinderhorten über die proaktive Jugendarbeit „Youth4Work“, die Jugendliche gezielt für das Berufsleben qualifiziert, über Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, die unter anderem auch in landwirtschaftlichen Betrieben Arbeit finden, bis hin zu vielfältigen Betreuungsstrukturen für ältere Menschen können die acht Gemeinden die Bedürfnisse aller Generationen und Bevölkerungsgruppen abdecken.
Die Erfolge sind das Ergebnis einer über viele Jahre gewachsenen „offenen Zusammenarbeit“ auf verschiedenen Ebenen. Diese Offenheit manifestiert sich schließlich auch in der selbstverständlichen Integration ausländischer MitbürgerInnen und in der Aufnahme von AsylbewerberInnen.
Evaluiert: 2016
.