Papradno, Slowakei
Die Gemeinde Papradno liegt etwa 200 Kilometer nordwestlich von Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei, nahe der Tschechischen Grenze am Rande des Javorníky Gebirges und zählt 2.440 EinwohnerInnen. Das Gemeindegebiet umfasst 5.596 Hektar und ist zu mehr als 80 Prozent von Wäldern, Wiesen, Weiden und Heiden bedeckt, die eine attraktive und biologisch wertvolle Mosaiklandschaft bilden. Große Teile davon sind Schutzgebiete.
In Papradno ist man sich dieser landschaftlichen Qualität bewusst, weshalb Natur- und Umweltschutz sowie der Hebung des Umweltbewusstseins große Bedeutung beigemessen wird. Die Landwirtschaft wird naturnah betrieben und hat im Agrotourismus ein wichtiges zweites Standbein entdeckt. Schafhaltung und die Veredelung der landwirtschaftlicher Produkte – wie Schafkäse, Lammfleisch, Honig oder Marmeladen – erhöhen die Wertschöpfung und verbessern das touristische Angebot. Dazu kommen ein Naturlehrpfad und Einrichtungen für Winter- und Sommersport wie Reiten, Wandern, Radfahren, Rodeln, Langlaufen und Skilaufen. Ein weiteres ökonomisches Potenzial sind lokale Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe.
Das Thema Klimaschutz ist für Papradno nicht nur eine globale, sondern auch eine lokale Herausforderung. Zunehmender Wassermangel im Zusammenhang mit geringer werdenden Schneefällen oder Unwetterereignisse haben die Gemeinde dazu veranlasst, ihre Quellen und Brunnen sorgsam zu pflegen, das Regenwasser aufzufangen, kein Trinkwasser zur Gartenberegnung zu verwenden und das Flussbett des durch das Ortsgebiet fließenden Flusses Papradnianka zu erweitern und Wasserrückhaltemaßnahmen zu setzen.
Die forcierte Nutzung erneuerbarer Rohstoffe und Energien wird an Beispielen wie der Biomassenutzung in den kommunalen Gebäuden Gemeindeamt und Kulturhaus sowie der Nutzung von Solarenergie zur Wassererwärmung in den Umkleidekabinen deutlich. Weitere klimafreundliche Maßnahmen sind das Anlegen von Gemeinschaftsgärten, öffentliche Ladestationen für Elektroautos und Elektrofahrräder, die Umstellung der Dorfbeleuchtung auf LED und die geplante Dachbegrünung auf dem Kulturhaus.
Von großer Bedeutung für die Identität der BewohnerInnen von Papradno und auch für den Tourismus ist das reiche kulturelle Erbe, das mit viel Liebe und großem Engagement erhalten, gepflegt und gelebt wird. Besonders zu erwähnen sind der lokale Dialekt, der unverkennbare dreistimmige Gesang, der oft von Maultrommeln, Okarinen und Pfeifen begleitet wird, oder die typischen Stickereien, die sich auf Trachten, Tischdecken und Dekorationsgegenständen aller Art finden. Eine weitere Besonderheit sind die rund 80 Hirtenhäuser im Gebirge Javorníky, in denen die Menschen einst vom Frühjahr bis zum Herbst gelebt hatten, und die lokalen Holzhäuser. Das Holzhaus im Gemeindezentrum ist ein nationales Kulturdenkmal und wird schrittweise zu einem Gemeindemuseum umgestaltet.
Die traditionsbewusste Gemeinde schaut aber auch in die Zukunft und hat daher große Anstrengungen zur Verbesserung der technischen wie auch der sozialen Infrastruktur aufgewendet. Mit Erfolg, wie Wasserleitung, Abwasserentsorgung, Kläranlage oder Mülltrennung und die ausgezeichnete Versorgung im Lebensmittel-, Gesundheits-, Sozial-, Bildungs- und Dienstleistungsbereich beweisen. Beispiele dafür sind die Existenz von drei Lebensmittelgeschäften, das Gesundheits- und Sozialzentrum mit Ärzten und Apotheke oder der barrierefreie Kindergarten- und Grundschulkomplex, wo auch Fertigkeiten jenseits des Lehrplans vermittelt und besondere Talente gefördert werden.
Grundschule und Kindergarten befinden sich ebenso im Ortszentrum wie das Gemeindeamt, das so genannte Amphitheater und das Kulturhaus, das mit tätiger Mithilfe der Bevölkerung entstanden ist und ein Restaurant mit Bar, einen Friseursalon, eine Bibliothek, einen Gemeinschaftsraum, eine Sporthalle, Proberäume für kulturelle Aktivitäten, einen multifunktionalen Veranstaltungssaal mit einer Kapazität von 350 Personen und einen Kinosaal beherbergt.
Hauptverantwortlich für die erfolgreiche Entwicklung Papradnos sind eine umsichtige Gemeindeführung, die den BürgerInnen Beteiligung ermöglicht und die lokalen UnternehmerInnen und Jungfamilien besonders unterstützt, eine sehr engagierte Bevölkerung und zahlreiche Vereine, die eine Fülle an Aktivitäten setzen und so für ein reges kulturelles und gesellschaftliches Leben sorgen.
Die Gemeinde zeichnet sich schließlich auch durch ein ausgeprägtes Problembewusstsein aus. Als größte Herausforderung wird neben Umwelt- und Klimaschutz der demografische Wandel, insbesondere die zunehmende Überalterung der Gemeindebevölkerung, gesehen. Die Entwicklungsarbeit wird demgemäß als ein Prozess erachtet, der niemals abgeschlossen ist und stets nach neuen Lösungsansätzen verlangt. Kooperationen und die Beratung durch ExpertInnen aus unterschiedlichen Bereichen werden als wesentliche Begleiter auf dem Weg in die Zukunft gesehen.
Evaluiert: 2020