Ostrožská Lhota, Zlín, Tschechische Republik
Ostrožska Lhota liegt in einem Gebiet mit einer reichen Siedlungsgeschichte, die bis in die frühe Steinzeit zurückreicht. Die ländliche Wirtschaft wurde und wird noch immer von der Landwirtschaft und dem Kleinunternehmertum dominiert.
Zu den Schwächen des Dorfes gehören die periphere Lage, geringe Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft, Erosion, ungünstige Bevölkerungsentwicklung, unzureichende Ressourcen an kommunalem Land im Verhältnis zu den Entwicklungsbedürfnissen, eingeschränkte Verkehrsanbindung und begrenzte Möglichkeiten zur Bewirtung von Tourist:innen. Zu den Stärken zählen soziale, kulturelle und sportliche Aktivitäten in 23 Vereinen, ein vielfältiges und harmonisches Ortsbild, zwei Museen, die Lage an einem Pilgerweg, die Kooperation innerhalb der aus neun Gemeinden bestehenden Mikroregion Ostrožsko-Veselsko einerseits und mit anderen weiter entfernten tschechischen und slowakischen Dörfern und Gemeinden andererseits. Auch dass Kirche und Schule, die zu einem großen Teil von den Einwohnenden selbst erbaut wurden beziehungsweise erhalten werden, in der Gemeinde gehalten werden können, ist von großer Bedeutung. Kommunikationstools wie ein lokales Radio, soziale Netzwerke und eine lokale Zeitung werden genützt. Die Gemeinde schafft gezielte Anreize für Zuzugsinteressierte und unterstützt das Unternehmertum: Entwicklungsgebiete wurden ausgewiesen sowie die notwendigen Infrastrukturen und finanzielle Unterstützungsprogramme vorbereitet.
Die Gemeinde verfügt über eine Entwicklungsstrategie und einen Raumentwicklungsplan mit dem klaren mittel- und langfristigen Ziel, die Lebensqualität in sozioökonomischer wie auch ökologischer Hinsicht zu steigern. In den letzten Jahren konnten Probleme bei der Wasserversorgung und Abwasseraufbereitung sowie der kommunalen Abfallsammlung gelöst und die Verkehrsanbindung deutlich verbessert werden. Infolge der Bemühungen wächst die Zahl der Unternehmen und Arbeitsplätze sukzessive, auch die Nahversorgung konnte gesichert werden: Im Ort gibt es Lebensmittelgeschäfte, Blumenläden, Baumärkte, Konditoreien, Gasthäuser und dergleichen mehr. Insgesamt gelingt es zunehmend, sich vor allem auch für die junge Generation als attraktiver Wohn- und Arbeitsstandort zu etablieren und Ostrožská Lhota seinem eigenen Motto zufolge zu einem Ort voller Leben zu gestalten.
Ökologisch verantwortungsvolles Handeln und Umweltschutz wurden in der Gemeinde Ostrožská Lhota zu Beginn des Entwicklungsprozesses als prioritäre Anliegen definiert und im 2009 erarbeiteten Raumordnungs- und Entwicklungsplan wurde das Ziel einer innovativen Abfallbewirtschaftung, -trennung und -minimierung festgeschrieben. Im Sinne der Ressourcenschonung wurde auf eine Kooperation mit zwei Nachbargemeinden gesetzt.
Was in vielen Regionen Europas Standard ist, ist in der Region, in der Ostrožská Lhota liegt, keineswegs selbstverständlich: Mülltrennung, Abfallsammelzen-
tren und Wertstoffhöfe. Begleitet von intensiver Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit innerhalb der Bevölkerung zur Wichtigkeit von Mülltrennung, Recycling und Wiederverwendung wurde 2014 ein interkommunales Abfallsammelzentrum errichtet, eine ergänzende „Re-Use-Wertstoff-Börse“ mit digitaler Erfassung und Abwicklung steht bereits in der Projektphase.
Positive Auswirkungen sind klar erkennbar: Die zahllosen illegalen, optisch hässlichen und ökologisch bedenklichen Mülldeponien sind verschwunden. Das Bewusstsein der Bevölkerung für die Belange von Umwelt und Klima ist enorm gestiegen, was sich auch im gemeinschaftlichen ehrenamtlichen Engagement der Bürger:innen bei weiteren Klimaschutzmaßnahmen wie dem Pflanzen von Bäumen und Sträuchern, dem Anlegen von Biotopen und Biodiversitätsflächen und der Einrichtung eines Bildungszentrums für Imkerei deutlich zeigt.
Die Gemeinde Ostrožská Lhota verfügt über ein Gebäude, das seit seiner Errichtung im 19. Jahrhundert mehrere Nutzungen erfahren hat: anfangs als Brennerei, dann als Sporthalle und zuletzt als Wirkungsstätte des örtlichen Gärtnervereins, das allmählich dem Verfall preisgegeben wurde. Mit einem großen Maß an Bürger:innenbeteiligung wurde dieses historische Haus durch den Gärtnerverein renoviert, von der Gemeinde erweitert und schließlich in ein Museum umfunktioniert, in dem die Geschichte des im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnten Ortes bis in die Zeit um 38.000 vor Christus Epoche für Epoche und thematisch geordnet anhand unzähliger archäologischer Gegenstände und Artefakte dokumentiert wird.
Das Museum ist für eine Gemeinde dieser Größe als einzigartig zu bezeichnen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ein erheblicher Teil der Ausstellungsobjekte aus privaten Sammlungen archäologisch und historisch interessierter Einheimischer stammt und in Kooperation mit akademischen Zentren eingerichtet wurde. Das Museum wird ehrenamtlich von den Mitgliedern der „Gesellschaft der Geschichtsfreunde“ betrieben, die alle Artefakte auch akribisch katalogisiert haben. Mit der Errichtung des Museums, das übrigens nicht das einzige in der Gemeinde ist, ist es nicht nur gelungen, das Wissen um das historische Erbe von Ostrožská Lhota für künftige Generationen zu bewahren, sondern für die Einwohnenden auch einen Ort der Identifikation von höchstem Wert zu schaffen.
Evaluiert: 2024