Liptovská Teplička, Slowakische Republik

Liptovská Teplička zählt 2.300 EinwohnerInnen und bezeichnt sich selbst – sehr treffend auf Grund ihrer Lage – als “Die Treppe in den Himmel”: Denn die Gemeinde befindet am Ende eines Tales am Nordabhang der niederen Karpaten, von wo einzigartige Landschaftstreppen über bewirtschaftetes Grünland hinauf zum Tatra-Nationalpark und zum Nationalpark Niedere Tatra führen. Obwohl am Talschluss gelegen, steigt die Einwohnerzahl beständig, was erahnen lässt, dass hier mit viel Energie die Arbeits- und Lebensbedingungen verbessert worden sein müssen.

Ein Beispiel dafür ist die 1879 gegründete, 1958 aufgelöste und 1989 reaktivierte Waldgemeinschaft, die rund 1580 Hektar Wald bewirtschaftet – mit moderner Technik ebenso wie mit Pferden, je nach den naturräumlichen Erfodernissen. Ein Großteil der 300 Mitglieder nutzt seine Holzbezugsrechte und heizt so mit örtlicher Ernergie. Das Urbariat hat 45 Angestellte und betreibt auch ein neu errichtetes Sägewerk. Es unterhält Partnerschaften mit dem Fußballklub, der Schule und dem Roten Kreuz und unterstützt weniger wohlhabende Familien.

Die Landwirtschaft ist trotz zeitweiliger Vergenossenschaftung nach wie vor kleinteilig und wenig mechanisiert, wie es der steile und karge Naturraum eigentlich auch vorgibt. Zahlreiche ins Gelände eingefügte, ausgeschachtete Lagerkeller für Kartoffeln – zeugen davon, dass es früher weit mehr Ackerland geben haben muss. Heute sind es nur noch fünf Prozent, der Rest ist Grünland. Diese radikale und Zukunft weisende Umstellung auf biologisch-ökologische Grünland- und Weidewirtschaft erfolgte nach der Wende und ist seit einigen Jahren auch gepaart mit Förderprogrammen, die über Schnittzeitauflagen auf die Erhaltung des artenreichen Grünlandes abzielen. In logischer Konsequenz ergibt sich daraus eine mehrgliederige Viehzucht mit ersten Ansätzen zur Veredelung in Richtung Käse, Schafwolle und qualitativ hochwertigem Schlachtvieh. Historische Entwicklung und heutige Landbewirtschaftung finden in den grünen Treppen hinauf zur Waldgrenze als eine europaweit einzigartige bäuerliche Kulturlandschaft ihren Niederschlag.

Auch das Gemeindeleitbild basiert auf dem Symbol der Treppen. Die erste heißt Landschaft und beinhaltet auch den behutsam darin eingebetteten bebauten Raum. Selbst die kommunistische Zeit veränderte den Siedlungsraum nur unerheblich und hinterließ vorrangig Bauten mit einer angemessenen Maßstäblichkeit. Diesen stehen dominierend die alten innerörtlichen Bausubstanzen gegenüber, unter denen als besonderes Kleinod die im Dorf gruppierten Wirtschaftsgebäude ins Auge springen. Auch die Dorfökologie kommt nicht zu kurz: Befestigte, oberflächenversiegelte Fahrbahnen bleiben auf das Minimum beschränkt, die überwiegende Zahl der Flächen im öffentlichen Raum ist grün.

Die zweite Treppe bezieht sich auf die Pflege der Taditionen. Die EinwohnerInnen sind Guralen, polnisch-russisch-slowakische EinwandererInnen aus dem Norden mit eigener Sprache, die sich bis heute erhalten hat. Auf ihrem Brauchtum gründen sich viele dörfliche Feste, sportliche Wettkämpfe und kulturelle Veranstaltungen, die teilweise auch mit dem Tourismus in Verbindung gebracht werden. Als dritte Treppe wird die Kommunikation gesehen. Hier reicht der Bogen von einem eigenen Ortsfunk bis zu wöchentlichen regionalen Fernsehprogrammen, in denen neben touristischen Attraktionen sowie kulturellen, gesellschaftlichen und sportlichen Aktivitäten sogar Ausschnitte aus Gemeinderatssitzungen übertragen werden.

Mit der vierten Treppe wird die Partnerschaft thematisiert. Unter mehreren lokalen, regionalen und transnationalen Anätzen ragen dabei zwei besondere Highlights heraus. Zum einen ist das die breite Einbettung der in didaktischer Hinsicht bestechenden Schule ins dörfliche Geschehen, zum anderen der beispielhafte Umgang mit den Romas, die 25 Prozent der Dorfbevölkerung ausmachen. Sie werden integriert werden, ohne sich assimilieren zu müssen. Die Kinder der Roma besuchen die Schule, etliche Roma arbeiten als TagelöhnerInnen in der Gemeinde und gleichzeitig leben sie gemäß ihrem Wunsch ihr eigenes Romaleben in einem eigenen Viertel.

Die fünfte Treppe in diesem Stufenbau zielt auf die ökonomische Lebensfähigkeit, die auf den Standbeinen Land- und Forstwirtschaft und Tourimus fußt. Rund 400 Gästebetten mit knapp 50.000 jährlichen Nächtigungen, davon zwei Drittel im Winter und eines im Sommer, erscheinen als ausbaufähige Basis für die Zukunft. Fast schon selbstverständlich, dass auch hier das durchgängige Kreislaufdenken verankert ist und auf dem Tisch der Gäste vorwiegend heimische Produkte landen.

Die Gemeinde Liptovská Teplička besticht durch eine ganzheitliche Entwicklung, die auf beispielhafte Weise landschaftliche, bauräumliche, soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte berücksichtigt.

Evaluiert: 2008