Liptál, Mähren, Tschechische Republik
Die Gemeinde Liptál hat rund 1.400 EinwohnerInnen, liegt in der mährischen Walachei im Tal der Rokytenka und ist von bewaldeten Bergen umgeben. Die ursprüngliche Siedlungsstruktur erstreckte sich entlang des Baches, der heute noch als Naturraum im Dorf stark spürbar ist.
Besondere Schwerpunkte der Entwicklungsmaßnahmen sind die Bewahrung und erfolgreiche Weiterentwicklung der dörflichen Folkloretraditionen und, in Kombination damit, die Schaffung eines dichten Angebots an sportlichen Aktivitäten. Daraus erhofft man sich Impulse für einen Tourismus, der Naturschutzgebiete und reizvolle Landschaft mit Folklorefesten und Sportereignissen zur Grundlage hat. Bereits jetzt kann die Gemeinde Liptál mit ihren Events jährlich rund 25.000 BesucherInnen anwerben.
Als wichtige Infrastruktur dafür erweist sich eine große Freiluftbühne mit rund 2.000 Sitzplätzen, wo sowohl Darbietungen eigener Folklore als auch Aufführungen von Partnerorganisationen stattfinden. Alle Feste werden über die örtlichen Vereine umgesetzt. Das führt auch zu einem spürbaren Zusammenhalt sowie zu einer starken Identifikation der Dorfbewohner mit ihrer Gemeinde. Dazu tragen auch die evangelische „Kirche der Böhmischen Brüder“ wie auch die katholische Kirche maßgeblich bei.
Zentralen Stellenwert genießen Kinder und Jugend. Sehr bildhaft gelingt es, das kreative Potenzial der SchülerInnen zu wecken: Das vom Material und von der äußeren Erscheinungsform her eher bescheidene Schulhaus vermittelt im Inneren eine höchst bunte und didaktisch bestens aufbereitete Ausgestaltung, die durch die SchülerInnen selbst erfolgt ist. Es ist offensichtlich, dass hier ein tolles Betriebsklima geschaffen werden konnte. Daran schließt sich entsprechend dem Motto „Zukunft durch gesellschaftliche Innovation“ die bauliche Kombination von Schule und Alten gerechtem Wohnen an. Zur Durchgängigkeit eines Generationen übergreifenden Zusammenlebens trägt insbesondere die evangelische Kirche bei, deren Mitglieder regelmäßig die älteren DorfbewohnerInnen aufsuchen und so bewusst ins Gemeindeleben einbeziehen.
Mottogerecht erscheint auch die Vision, das Schloss der Familie Brandenstein-Zeppelin, das seit 1945 im Eigentum der Gemeinde steht, wiederzubeleben. Im Schlossareal soll ein Zentrum für 60 Alzheimerpatienten mit den dafür erforderlichen Betreuungseinrichtungen als Neubau errichtet werden, während das derzeit leerstehende Schloss als Bibliothek und Veranstaltungsraum für kleinere oder größere Feste und Aktivitäten im Sinne einer Integration der PatientInnen dienen soll. Der innovative Ansatz, AlzheimerpatientInnen durch eine bauliche Nähe zu „Lebensorten“ in das Dorfleben zu integrieren, besticht und könnte zu neuen Qualitäten in Liptál führen, wenn es gelingt, sehr behutsam mit der Maßstäblichkeit umzugehen und das alte Schloss nicht zum „Nebengebäude“ zu degradieren.
Die ökonomischen Verhältnisse erscheinen wieder stabil. Die Transformation nach 1990 konnte offensichtlich gut gemeistert werden. Zwar wurden wie überall im Lande viele Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft freigesetzt, die jedoch entweder in etlichen neu entstanden kleingewerblichen Betrieben im Ort wieder Fuß fassen konnten oder in den Nachbarstädten Arbeitsplätze gefunden haben. Zusätzlich wurden erste touristische Infrastrukturen aufgebaut. In der Siedlungsentwicklung ist, gemäß den vorgelegten Plänen, eine Erweiterung des Baulandes auf höher gelegene Flächen vorsehen, wobei besonderes Augenmerk auf eine sensible Handhabung von baulicher Ausgestaltung und Erschließung zu legen sein wird.
Die Gemeinde Liptál zeichnet sich durch eine ausgeprägte Traditionspflege, erfolgreiche Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung sowie Initiativen zur Stärkung der Dorfgemeinschaft und der Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen am dörflichen Leben, insbesondere durch die bauliche Kombination von Schule und Alten gerechtem Wohnen, aus.
Evaluiert: 2008