Lidečko, Zlín, Tschechische Republik

Die walachische Gemeinde Lidečko mit 1.850 EinwohnerInnen liegt unmittelbar an der Grenze zur Slowakischen Republik. Das Gemeindeareal umfasst etwa 1.700 Hektar und ist vor allem durch Wald- und Wiesenflächen geprägt. In der Gemeinde befinden sich 170 Arbeitsplätze, die vorwiegend in Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft angesiedelt sind. Der überwiegende Teil der Erwerbstätigen pendelt in die umliegenden Bezirksstädte aus. Die Arbeitslosigkeit ist mit 16,5 % deutlich über dem tschechischen Landesschnitt von 9 %, die Frauenerwerbsquote beträgt 62 %.

In einem Neun-Punkte-Katalog hat Lidečko drei langfristigen Kernziele seines Dorferneuerungsprogramms formuliert, um die Lebensqualität in der Gemeinde zu erhöhen: Stärkung und Aufwertung des kulturellen und sozialen Dorflebens, Optimierung und Erneuerung der baulichen Infrastruktur sowie Wiederherstellung und Erhalt eines ökologisch und ökonomisch stimmigen Gefüges zwischen Naturraum und der darin integrierten Landwirtschaft und Siedlung. Wichtige Akteure sind die zahlreichen Vereine und die katholische Kirche, die generationen- und geschlechterübergreifend großen Teilen der Bevölkerung Raum für Freizeit- und ehrenamtliche Betätigung bieten. Kindern und Jugendlichen wird dabei die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Im so genannten Gesellschaftsklub, der als Informations-, Diskussions-, Koordinierungs- und Austauschplattform fungiert, sind alle lokalen Gruppierungen mit einem Ansprechpartner vertreten.

In Hinblick auf die Verbesserung der baulichen Infrastruktur ergänzen sich gemeindliches und privates Engagement, wobei die Gemeinde als Bauherrin eine Vorreiterrolle übernimmt. In den Jahren 2006 bis 2010 entstanden ein neuer Kindergarten mit Turn- und Mehrzweckhalle sowie ein Kulturhaus mit Veranstaltungssaal. Die Schule wurde energietechnisch überholt und mit einem Hort im bereichert. Der Ausbau von Rad- und Fußwegen sowie die Anlage verbindender Grünanlagen sollen Wegenetze und öffentlichen Raum als attraktiven und kommunikativen Lebensraum wiederherstellen und stärken. Für Neubauten im Gemeindegebiet wurde ein Qualitätsprofil erarbeitet, das auch Niedrigenergiestandards für Wohnbebauungen vorsieht. Der Siedlungsraum der Gemeinde ist durch zu beiden Seiten des Tals steil aufsteigende Hänge räumlich begrenzt, weshalb es sich empfiehlt, die Dimension der derzeit ausgewiesenen Baugebiete zu überdenken.

Im Zentrum des ökologischen Engagements stehen die Absicherung der Dorfanlage gegenüber drohenden Erdrutschen sowie der Aufbau eines leistungsfähigen Wasserversorgungs- und Entsorgungsnetzes. 2006 wurde eine Kläranlage errichtet, an die in den Folgejahren sämtliche Haushalte angeschlossen wurden. Die Landbewirtschaftung erfolgt zum Großteil durch ein in der Nachbargemeinde angesiedeltes Unternehmen, das 1995 aus einem Teil eines früher planwirtschaftlich organisierten, staatlichen Landwirtschaftsbetriebes hervorging. Verteilt auf drei Gemeinden, vorwiegend aber in Lidečko, werden etwa 850 Hektar Land nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet. 110 Milchkühe liefern täglich 2.000 Liter Biomilch, die in der 30 km entfernten Biomolkerei zu Biojoghurt, Biokäse etc. verarbeitet und anschließend regional vermarktet werden.

Lidečko zeichnet sich für die erfolgreiche Förderung des kulturell und sozial aktiven Zusammenlebens der Dorfgemeinschaft, für die nachhaltige und sinnstiftende Verknüpfung von Natur, Landschaft, Siedlung und Landwirtschaft, für die Verbesserung der baulichen und sozialen Infrastruktur sowie für das Engagement der Gemeinde in den baulichen Aufgaben zur Stärkung des Ortskerns als Ort des Zusammentreffens, der Kommunikation und der Identifikation aus.

Evaluiert: 2010