Langenstein, Sachsen-Anhalt, Deutschland
Langenstein mit den Orten Böhnshausen und Mahndorf war bis Ende des Jahres 2009 eine selbständige Gemeinde und ist heute Teil der Stadt Halberstadt. Es liegt im nördlichen Harzvorland auf einer Höhe von 140 bis 215 Metern. Langenstein hat bei leicht rückläufiger Bevölkerungsentwicklung derzeit rund 1.800 EinwohnerInnen, von denen etwa ein Drittel älter als 60 Jahre ist.
Die Verkehrsanbindung von Langenstein ist mit einem Bahnhof, vier Bushaltestellen und einem nur wenige Kilometer entfernten Anschluss an das übergeordnete Straßennetz sehr gut. Auch mit Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen sowie medizinisch ist Langenstein gut versorgt. Sehr viele Menschen engagieren sich in Vereinen, die für die Lebensqualität und die Zukunftsfähigkeit des Gemeinwesens von besonderer Bedeutung sind.
Wie überall in der früheren DDR brachte die politische Wende auch in Langenstein einschneidende Veränderungen in allen Lebensbereichen mit sich. Von 1998 bis 2004 konnten mit Hilfe der Dorferneuerung Straßen inklusive Ver- und Entsorgungsleitungen neu gestaltet, viele Gebäude saniert und Freiflächen gestaltet werden. Die Bürger haben seither teilweise eigenständig und teilweise in Zusammenarbeit mit Halberstadt zahlreiche Projekte entwickelt und umgesetzt, den einen oder anderen Rückschlag weggesteckt und Erfolge in der Entwicklung gefeiert.
So hat ein Verein den ehemaligen Schafstall eines Vierseithofes in der Ortsmitte mit enormer Eigenleistung zu einer Kultur- und Festscheune ausgebaut. Sie ist heute mit einem großen und einem kleineren Saal sowie einer Bühne zu einem Kulturzentrum für die Dorfgemeinschaft und die umliegenden Orte umgestaltet geworden. Ein Landhotel und ein Hofladen, die ebenfalls im Vierseithof untergebracht und mit der Kultur- und Festscheune vernetzt sind, tragen zusätzlich zu einem attraktiven und lebendigen Ortskern bei.
Hervorzuheben ist auch der verantwortungsbewusste Umgang mit der Geschichte des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge, wozu die Umgestaltung der Mahn- und Gedenkstätte und insbesondere die „Tage der Begegnung“ von Überlebenden und ihren Familienangehörigen bzw. Nachkommen mit Langensteiner Familien in kleinen, sehr persönlichen Gesprächsrunden zählen.
Viel Engagement zeigt die Dorfgemeinschaft auch für die heute weithin bekannten Höhlenwohnungen, die einst als Behausungen für ArbeiterInnen dienten und nun touristisch besichtigt werden. Auch die historisch bedeutsamen Parkanlagen, nämlich der Schlosspark Langenstein und der Guts-park Mahndorf, werden sorgsam instand gehalten.
Großes Augenmerk gilt schließlich dem Schutz von Umwelt und Natur. Die Entwicklung soll durch einen ressourcenschonenden Umgang und den Einsatz von regenerativen Energien gestaltet werden. Die Lage im Landschaftsschutzgebiet und die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt um Langenstein sind für den Ort Verpflichtung und Chance für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung.
Die im Juni 2014 geschlossene Schule wurde in freier Trägerschaft durch engagierte BürgerInnen des Ortes als „Weiterführende christliche Schule“ im Schuljahr 2016 neu eröffnet. Diese Schule ist als Ganztags- und Gemeinschaftsschule konzipiert, sodass hier künftig alle Bildungsabschlüsse – von der Hauptschule bis zum Abitur – erworben werden können.
Langenstein hat es zusammenfassend für ein vom Umbruch nach 1990 betroffenes Dorf in einem seit Jahrzehnten laufenden Entwicklungsprozess mit großem Engagement von BürgerInnen trotz nicht vorhandener eigener Finanzmittel sehr gut geschafft, die vorhandenen Potenziale zu nutzen und fortzuentwickeln. Man verfolgt das Ziel, sich in der Nordharzregion als ein Standort mit hoher Lebens- und Wohnqualität für jüngere wie auch für ältere Menschen zu etablieren.
Der Dorfkern wurde mit dem Ausbau der Kultur- und Festscheune auf dem Schäferhof gestärkt, die Höhlenwohnungen werden erhalten und in Wert gesetzt, die Erinnerungskultur an die Opfer des ehemaligen Konzentrationslagers wird für die Gegenwart nutzbar gemacht, eine neue Schule wurde in BürgerInnenverantwortung gegründet, das Vereinsleben gestärkt und weitere Projekte ins Auge gefasst.
Evaluiert: 2018