Kunsziget, Györ-Moson-Sopron, Ungarn
Das ungarische Dorf Kunsziget zählt 1.230 EinwohnerInnen und liegt 17 km westlich von Györ als „Insel“ an der Mosoner Donau, zwischen deren Wasserläufen und Totarmen fruchtbare Felder das Dorf umgeben. Nachdem große Hochwässer bis in die 1950er-Jahre die BewohnerInnen immer wieder bedroht und ihrer Gründe beraubt hatten, siedelten sich die Menschen in dem heutigen Dorf Kunsziget an. Die streng geordnete Siedlungsform – ein in traditionellem Stil errichtetes Einfamilienhaus neben dem anderen – in den planquadratisch angelegten Straßenzügen weist darauf hin, dass die Baugründe nach einem klaren Plan vergeben wurden. Auf der Rückseite der meist ebenerdigen Häuser ziehen sich insgesamt ca. 300 ha Grünflächen mit Gärten, Obst- und Gemüseanbau für den eigenen Bedarf ins unbebaute Gebiet des Innenbereichs. Die Liebe zur Landwirtschaft und zur alten Tradition in der landwirtschaftlichen Produktion ist in dieser Siedlungsform mit der Bewirtschaftung der eigenen Felder noch deutlich erkennbar und wird als besonderer Wert in der Entwicklung und Erhaltung des Dorfes gesehen. Auffallend viele Kleintiere wie Hunde, Hühner, Hasen und Esel werden hier gehalten. 1.700 ha der Ackerfelder, Wiesen und Wälder befinden sich allerdings im Außengebiet und werden heute zum überwiegenden Teil von einer Produktions-Genossenschaft bewirtschaftet.
Da nach dem gesellschaftlich-wirtschaftlichen Strukturwandel viele Betriebe ihre Produktion einstellten und die EinwohnerInnen das Dorf verließen, entschloss man sich ab 1990, als die Gemeinde ihre Selbstständigkeit zurück erhielt, der Abwanderung entgegenzusteuern. Durch die so genannten Grünland-Investitionen, bei denen BürgerInnen ihr Land der Gemeindeverwaltung zur Verfügung stellten, wurde es möglich, ab 1994 Industriebetriebe anzusiedeln. Heute stellen zwei Firmen, die Federal Mogul Hungary GmbH (Gummi-Metall-Dichtungen mit Spritzguss- und Presstechnologie) und die Sick GmbH (optoelektronische Sensoren und Systeme), die am Ortsrand angesiedelt sind, den überwiegenden Teil der Arbeitsplätze und sorgen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. In Kunsziget können heute mehr Arbeitsplätze angeboten werden, als es EinwohnerInnen gibt. An die 800 ArbeiterInnen aus dem Bereich Györ und Masonmagyarowar pendeln nach Kunsziget ein.
Mit der Niederlassung der Industriebetriebe wurde es notwendig, die kommunale Infrastruktur zu verbessern. Die Gemeindestraßen wurden befestigt und asphaltiert, öffentliche Plätze gestaltet und ein Radfahrweg zu den Industriebetrieben angelegt. Die öffentliche Beleuchtung wurde modernisiert und ebenso wie das Kanal- und Erdgasnetz erweitert und verbessert. Das Telefon- und Kabelfernsehnetz wurde ausgebaut und ein schneller Internetzugang installiert.
Mit etwa 100 ha hat Kunsziget Anteil am Fertö-Hanság Nationalpark und bewirtschaftet vorschriftsmäßig Natura 2000-Gebiete. In Zukunft will man sich vermehrt einem verantwortungsvollen Ressourcenmanagement widmen und erneuerbare Energiequellen wie Hackschnitzel und Windkraft nutzen.
In der achtklassigen Grundschule und im Kindergarten wird sowohl auf Pflege der Traditionen als auch auf eine umweltbewusste Erziehung geachtet. Seit 2007 wird in der bilingualen Ganztagsschule englisch- und ungarischsprachiger Unterricht angeboten. Der Schule angeschlossen bietet eine Sporthalle nicht nur den SchülerInnen, sondern auch Spotbegeisterten aus den Vereinen und den Nachbargemeinden Möglichkeiten zum Training und zu aktiver Freizeitgestaltung. Die Bauarbeiten auf dem Sportplatzgelände wurden zum Teil von den Einheimischen finanziert.
Eine bestimmende Rolle im kulturellen Leben des Dorfes, im Bereich Sport und in der Wahrung der Traditionen nehmen die aktiven Vereine ein. 50 % der EinwohnerInnen erbringen in Zivilorganisationen unterschiedliche Dienstleistungen oder tragen zur Erhaltung der Sicherheit und zur Dorfentwicklung bei.Kunsziget hat sich relativ rasch zu einem lebenswerten Dorf entwickelt, das beste Arbeitsplätze und Wohnqualität in einem intakten ländlichen Umfeld bietet.
Evaluiert: 2012