Krimml, Salzburg, Österreich
Die in einem Talkessel auf über 1.070 m Seehöhe gelegene Alpengemeinde Krimml im äußersten Westen des Landes Salzburg zählt rund 850 EinwohnerInnen. Eine Zahl, die in den letzten 30 Jahren um 6 % gestiegen ist. Auch die Zweitwohnsitze – 2011 waren es 605 – haben steigende Tendenz. 97 % der Gemeindefläche sind Landschaftsschutzgebiet, 81 % sind Flächen des Nationalparks Hohe Tauern. Mit den weltberühmten Krimmler Wasserfällen und der Leitenkammerklamm verfügt die Gemeinde über zwei Naturdenkmäler.
Am Beginn des dritten Jahrtausends war die Stimmung in der Gemeinde Krimml auf einem Tiefpunkt. Es regierten Neben- und Gegeneinander, wesentliche Nahversorgungsbetriebe gaben ihre Geschäfte auf, die Lebensqualität nahm ab, was die bereits eingesetzte Abwanderungstendenz noch verstärkte. Während im höher gelegenen Ortsteil Hochkrimml die Anzahl an Zweit- und Ferienwohnungen massiv zunahm und vor allem in der Wintersaison eine hohe Auslastung zu verzeichnen war, zogen die Gästeströme im Sommer am Hauptort vorbei und konzentrierten sich nur auf den Nahbereich der „Krimmler Wasserfälle“. Mit einer neuen Gemeindeführung und der Teilnahme am Gemeindeentwicklungsprogramm des Bundeslandes Salzburg im Jahr 2005 kam es zu einer Trendwende. In zahlreichen Arbeitsgruppensitzungen wurde ein Leitbild entwickelt und eine Vielfalt an Projektideen erarbeitet, die Schritt für Schritt unter ExpertInnenbegleitung realisiert wurden.
Der Anteil an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen ist relativ gering, es dominiert Almenwirtschaft mit Rinderhaltung. Durch die Positionierung Krimmls als Nationalparkgemeinde mit Ausrichtung auf sanften Tourismus wurden auch die Chancen für die Land- und Forstwirtschaft beträchtlich erhöht. LandwirtInnen verkaufen bei regelmäßigen Dorfmärkten ihre Produkte. Auch das 2009 errichtete Biomasse-Heizwerk mit 70 Anschlüssen stärkt die Forstwirtschaft.
Mit der Errichtung eines Dienstleistungs- und Nahversorgungszentrums im Ortskern mit drei Geschäften und einer Bank wurden 20 Arbeitsplätze gesichert. Das neue Sommerkino am Dorfplatz stellt ein touristisches Zusatzangebot dar und belebt den Ortskern. Foto-Wettbewerbe und „Foto-Workshops“ helfen, die Qualitäten des Ortes bewusst zu machen. Krimml beherbergt auch den ersten Gratisbuchladen Österreichs. Um der demographischen Entwicklung entgegenzuwirken und junge Familien durch leistbares Bauland in der Gemeinde zu halten, wurde 2010 ein Bauland-Sicherungsmodell gestartet.
Das Projekt „HTH – Hohe Tauern Health“ macht sich die Heilwirkung des Wasserfallnebels zunutze und bietet naturnahe Therapieformen für Asthmakranke und Allergiker sowie zertifizierte Gesundheitsurlaube an. Neben universitärer Einrichtungen wurden auch elf Hotels als Partner gewonnen, die ihr Angebot auf die medizinischen Erfordernisse abgestimmt haben. Dadurch wurden Investitionen von ca. 11 Millionen Euro ausgelöst, die der heimischen Wirtschaft zugute kamen. Mit den genannten Maßnahmen ist es Krimml gelungen, den Hauptzielen des Leitbilds, nämlich Belebung des Ortskerns und des Sommertourismus, näher zu kommen, wie die jüngsten Nächtigungszahlen zeigen. So sind die Sommernächtigungen zwischen 2005 und 2011 um 56 %, die Winternächtigungen um 25 % gestiegen.
Ein besonderes Highlight stellt das Projekt „APC – Alpine Peace Crossing“ dar. Aufbauend auf der Tatsache, dass im Jahr 1947 5.000 Juden und Jüdinnen über den Krimmler Tauernpass nach Italien und von dort weiter nach Palästina flüchteten, wurde 2007 eine private Friedensinitiative gegründet, die jährlich ein dreitägiges Programm mit Friedensdialog und Friedenswanderung gestaltet. Der Friedensdialog thematisiert mit internationalen ExpertInnen die geschichtliche und aktuelle Flüchtlingssituation, an der Friedenswanderung nehmen bis zu 200 Menschen teil. Ziel der Friedensinitiative ist es, die Integration von Flüchtlingen zu verbessern. Auch ein Nothilfefonds für die medizinische Versorgung und Ausbildung flüchtiger Menschen wurde eingerichtet.
Die Liste der Zukunftsprojekte ist ähnlich beeindruckend wie jene der bereits gesetzten Maßnahmen: Die Errichtung einer Wohnanlage für „Betreubares Wohnen“ und Kinderbetreuung auf einem Bauernhof samt Stallanlagen im Ortszentrum ist gerade in Planung, die Schaffung eines Wasser-Erlebnis-Parks ist bereits in Gang und die Gestaltung eines Erlebnis-Wanderweges von den Wasserfällen in den Ort sowie die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Volksschule und die Weiterführung der Pinzgau-Bahn bis ins Ortszentrum werden nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Evaluiert: 2012