Kirchberg an der Pielach, Niederösterreich, Österreich
Die rund 3.200 EinwohnerInnen zählende Marktgemeinde Kirchberg an der Pielach liegt knapp 30 Kilometer südlich der Landeshauptstadt St. Pölten und ist sowohl per Bahn als auch über das Straßennetz gut erreichbar. Sie bekleidet nicht zuletzt Dank ihrer hervorragenden infrastrukturellen Ausstattung innerhalb des Pielachtals eine Zentralfunktion.
Es gibt in Kirchberg 1.570 Arbeitsplätze. Den rund 1.000 AuspendlerInnen stehen 380 EinpendlerInnen gegenüber. Die Wirtschaft wird einerseits von 110 landwirtschaftlichen Betrieben mit einem auffällig hohen Anteil an Biobetrieben (32) und andererseits von 97 Gewerbe- und 64 Dienstleistungsunternehmen geprägt. Mehr als 70 Vereine mit rund 6.000 Mitgliedern zeugen von einer außerordentlich aktiven Gemeinschaft.
Die Gemeindeentwicklung Kirchbergs startete in den 1990er-Jahren. Die Strategie war von Anfang an methodisch von intensiver Prozessbegleitung, Bürgerbeteiligung und Partizipation geprägt und inhaltlich ganzheitlich und auffallend tiefgehend angelegt. Schwerpunkte lagen und liegen bis heute im sozialen und gesundheitlichen genauso wie im touristischen, ökonomischen, landwirtschaftlichen, ökolgischen, kulturellen und siedlungsplanerischen Bereich.
In allen diesen Themenfeldern wurden zahlreiche beispielgebende, vielfach miteinander vernetzte und nicht selten in Kooperation mit PartnerInnen aus der Region angelegte Projekte verwirklicht. In vieler Hinsicht darf Kirchberg auch als Pioniergemeinde bezeichnet werden, so wurde sehr früh und erfolgreich auf Themen wie Innenentwicklung und Leerstandsbekämpfung sowie Energieautonomie, saubere Mobilität und eine ökologisch intakte Kulturlandschaft als Basis für landwirtschaftliche wie auch touristische Prosperität gesetzt. Auch auf die Herausforderungen des demografischen Wandels wurde mit zahlreichen Maßnahmen vorzeitig reagiert und es wird eine hervorragende Balance zwischen dem Erhalt von Traditionen und der Öffnung für neue Lebensmodelle und moderne Bedürfnisse gefunden. Dass ein offener, vielfach ehrenamtlich organisierter und von der Gemeinde unterstützter Umgang mit AsylwerberInnen gepflegt wird, versteht sich fast von selbst. Das Kultur- und Bildungsangebot ist vielfältig, wobei insbesondere die zur Tradition gewordenen Kardinal König-Gespräche, auch als Reminiszenz an einen der „großen Söhne” der Gemeinde, von überregionaler Bedeutung sind.
15 überörtliche Mitglied- und Partnerschaften zeugen nicht nur von Offenheit, sondern auch von der Klugheit, Symbiosen zu nützen. Herausragend ist der 1996 unter maßgeblicher Initiative Kirchbergs gegründete Verein Pielacher Regionalplanungsgemeinschaft, in dem acht Gemeinden miteinander die Marke „Dirndltal” (Namensgeberin ist neben der Frauen-Tracht vor allem die auch als Kornelkirsche bekannte Dirndlfrucht) aufgebaut und weit über die Regionsgrenzen hinaus etabliert. Die Marke wirkt nicht zuletzt aufgrund ihrer Durchdringung aller Lebensbereiche – von der Landwirtschaft und dem Gewerbe (Regionalprodukte), über den Tourismus bis hin zu Bildung und Kultur deutlich positiv auf die regionale Wertschöpfung und ist darüber hinaus auch deutlich identitätsstifend.
Weitere exemplarische Highlights Kirchbergs sind der Einsatz für den Erhalt der Mariazellerbahn als „Lebensader” der gesamten Region, der unkonventionelle Weg der Berufssausbildung, bei dem mehrere Betriebe gemeinsam Lehrlinge praktisch unterweisen und mit dem insbesondere schwer vermittelbaren Jugendlichen eine Chance gegeben wird, sowie die Raumordnungsplanung auf regionaler Ebene.
Evaluiert: 2016