Jeseník nad Odrou, Mährisch-Schlesische Region,Tschechische Republik

Die Gemeinde Jeseník nad Odrou mit ihren rund 1.940 EinwohnerInnen ist Teil des Landschaftsschutzgebietes Poodří. Sie besteht aus fünf früher selbständigen Dörfern mit sehr unterschiedlicher Geschichte: Einige waren traditionell deutschsprachig, eines rein tschechischsprachig.

Unweit der Gemeinde befindet sich die Europäische Wasserscheide, zahlreiche Flüsse – allen voran die Oder –, Bäche und Teiche prägen das Landschaftsbild, das Element Wasser ist allgegenwärtig. Und das nicht zuletzt auch deshalb, weil Jeseník nad Odrou immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht wurde, zuletzt im Jahr 2009 mit besonders tragischen Folgen – fünf Menschen verloren ihr Leben, 23 Häuser und 31 Wohnungen wurden zerstört. Durch beispiellose Solidarität und enormes Engagement der Menschen konnten die Schäden beseitigt und neue Häuser und Wohnungen an Hochwasser sicheren Plätzen errichtet werden. So konnte eine Abwanderungswelle verhindert werden. 2010 wurden im neuen Gebietsplan der Gemeinde das aktive Hochwassergebiet festgelegt, der Bedarf an Hochwasserschutzmaßnahmen bestimmt und zusätzlich neue Siedlungsflächen definiert.

Jeseník nad Odrou ist auf dem Weg, sich als ländliche Gemeinde mit hoher Lebensqualität in einer hochwertigen Umwelt zu entwickeln, wobei sämtliche Schritte im Stadtrat, in Ortsausschüssen und mit den BürgerInnen diskutiert werden. Dabei legt man besonderen Wert auf die Erhaltung, Erneuerung und Entwicklung der örtlichen Traditionen.

Des Weiteren setzt man auf die wirtschaftliche Entwicklung. Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Gemeinde wurden und werden unterstützt. Jeseník nad Odrou war bis 1990 vorwiegend landwirtschaftlich geprägt: Damals waren noch 700 Menschen in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, 100 in der Lebensmittelindustrie und 50 in der Metallproduktion beschäftigt. Nach der „Samtenen Revolution“ sind die Arbeitsplätze auf ein Zehntel gesunken. Viele Objekte wurden zunächst nicht mehr genutzt, aus einigen sind typische Brownfields (Industriebrachen) entstanden, viele Menschen sind weggezogen. Dank der guten Verkehrsanbindung und der aktiven Sanierung und Umwidmung der erwähnten Brownfields ist es im Laufe der Zeit zur Wiederbelebung und Entwicklung von Handwerk, Holzverarbeitung, Landwirtschaft, Geschäften, Restaurants und Beherbergungsbetrieben gekommen.

Markant ist schließlich die deutsch-tschechische Nachbarschaft mit allen historischen Höhen und Tiefen. Im Jahr 2002 wurde auf dem örtlichen Friedhof ein Denkmal der Versöhnung realisiert und in Anwesenheit vieler ehemaliger deutscher MitbürgerInnen gesegnet. Damit wurde der Startschuss für weitere Treffen und gemeinsame Projekte wie Kapellenrenovierungen gegeben. Es gibt auch eine enge Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der Schule und der Pfarre. In insgesamt 22 Projekten wurden beispielsweise mehr als 4.000 Bäume in Form von Alleen gepflanzt. Und nicht zuletzt ist man intensiv bemüht, interkommunale und regionale Vernetzungen und Kooperationen einzugehen. Die BürgerInnen beweisen bei der Umsetzung von Projekten für die Gemeinschaft hohes unentgeltliches Engagement und stärken durch eine Fülle gesellschaftlicher Aktivitäten in den zahlreichen Vereinen ihren Zusammenhalt.

Evaluiert: 2014