Heřmanov, Region Vysočina, Tschechische Republik
Vor dem Beginn des Erneuerungsprozesses war die Lage trist. Die Bevölkerungszahl in Heřmanov war in den Jahren 1971 bis 1992 um die Hälfte gesunken und stagniert seither immerhin. Das Hochland Vysočina reihte sich darüber hinaus immer schon unter die ärmeren Gebiete Tschechiens.
Im Jahr 1990 wurde das Dorf selbstständig und gleichzeitig begann der Dorferneuerungsprozess. Investiert wurde am Anfang bis 2005 speziell in die bis dahin schlecht ausgebaute Infrastruktur, so wurden zum Beispiel Wasserleitungen zur Sicherung der Trinkwasserversorgung gebaut, Strom- und Telefonnetze erneuert und die Gasversorgung realisiert. Neben weiteren Infrastrukturinvestitionen in den Folgejahren, beispielsweise der Sanierung der Ortsverkehrswege und der Straßenbeleuchtung, der Planung der Kanalisation und der Reparatur des Spielplatzes, wurde auch schon vermehrt Wert auf die Umwelt gelegt. Verschiedene Aufforstungsprogramme waren die Folge.
Im Bereich des Landschaftsschutzes sind das Naturdenkmal „Kugeln von Heřmanov“, eine einzigartige mineralogische Fundstelle, und die „Wiese von Heřmanov“ mit breitblättrigem Knabenkraut, einer Orchideenart, erwähnenswert. Auch Teile der ökologischen Verbundsysteme befinden sich auf Gemeindegebiet. Das Bewusstsein für den Erhalt dieser besonderen Naturjuwele ist hoch.
Das strategische Ziel der Gemeinde ist es, die vorhandenen Potenziale bestmöglich zu entwickeln und die Lebensqualität für die DorfbewohnerInnen Schritt für Schritt zu verbessern. Das soziale Leben im Dorf wird neben einer sehr aktiven Feuerwehr durch mehrere andere Vereine, die sowohl sportlich als auch kulturell ausgerichtet und gut frequentiert sind, maßgeblich geprägt.
Obwohl die finanziellen Möglichkeiten der kleinen Gemeinde ausgesprochen gering sind und Projekte nur mit Unterstützung der öffentlichen Hand verwirklicht werden können, wurde in den vergangenen Jahren eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, die zu einer deutlichen Verbesserung der Situation geführt haben.
So etwa konnte die Renovierung und Revitalisierung des ehemaligen Pfarrhofes mit Übernachtungsmöglichkeiten umgesetzt werden, und zwar auf hervorragendem Niveau.
Die einklassige Volksschule musste aufgrund sinkender Schülerzahlen 2015 geschlossen werden, es ist aber gelungen, in diesem Gebäude das Kulturzentrum Heřmanek einzurichten. Dieses Zentrum mit vielen Aktivitäten für Kinder und Erwachsene wird nicht nur von der Gemeindebevölkerung, sondern auch von auswärtigen BewohnerInnen des Bezirks genutzt.
Das kulturelle Engagement ist in Heřmanov insgesamt beachtlich: Neben einem Tanz- und einem Malzirkel, Gitarre-, Sprach- und Computerunterricht wird jedes Jahr in den Sommermonaten ein Ferienlager für ungefähr 60 Kindern abgehalten. Neben Musik, Tanz und Spiel werden dort auch öko- und biologische Lerninhalte vermittelt.
Auch die Entwicklung und Unterstützung touristischer Aktivitäten und touristischer Infrastruktur hat hohe Priorität und wurde einhergehend mit der Stärkung der landwirtschaftlichen Betriebe zur Erhaltung von Arbeitsplätzen besonders gefördert. So wurden unter anderem ein Naturlehrpfad mit 16 Stationen errichtet und ein landwirtschaftlicher Biobetrieb mit Fleischproduktion, Teichwirtschaft und Vermietung eines Ferienhauses als erste Schritte geschaffen – und das mit großem Erfolg: Die Anzahl der Arbeitsplätze im Dorf hat sich seit Beginn des Entwicklungsprozesses im Jahr 2000 von neun auf immerhin 43 erhöht, also fast verfünffacht. Die aktuelle Arbeitslosenrate liegt bei 3,2 Prozent und damit auf einem historischen Tief.
Die Gemeinde ist schließlich mikroregions- und bezirksmäßig gut eingebunden und vernetzt. Die Ziele sind auch hier die Verbesserung der Lebensqualität und die Förderung touristisch nachhaltiger Aktivitäten.
Evaluiert: 2018