Gruyères, Kanton Freiburg, Schweiz
Gruyères ist eine Gemeinde mit 2.150 EinwohnerInnen am Eingang des oberen Saanetals in den Nordalpen. Die Gemeinde hat auf den ersten Blick alles, was sich ein Ort wünschen kann: die räumliche Nähe zu Ballungszentren am Genfer See und zu Bern, eine Berglandschaft, ein auf einem Hügel gelegenes spätmittelalterliches Schloss als Touristenattraktion sowie einen Käse mit einem weltbekannten Markennamen.
Der Tourismus und die Landwirtschaft genießen im Entwicklungsprozess die höchste Aufmerksamkeit. Immerhin besucht jährlich rund eine Million TouristInnen den Ort. Die Gemeinde zählt noch 16 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, die die Milch für den weltbekannten Käse liefern und dank der hohen Wertschöpfung vergleichsweise hohe Preise für ihren Rohstoff erzielen. Die Schaukäserei dokumentiert die seit 1896 anhaltende Erfolgsstory und ist eine der herausragenden Touristenattraktionen. Sie wirbt nicht nur für das Produkt, sondern auch für die Landwirtschaft und zeigt die enorme Herausforderung auf, die die Almbewirtschaftung in solchen Höhen- und Steillagen darstellt – eine Herausforderung, der die Bauern mit Betriebsgemeinschaften, Maschinenring und zukunftsweisenden Konzepten in Zusammenarbeit mit der Gemeinde begegnen. Dies auch im Wissen darum, dass die Kulturlandschaft das wichtigste Potenzial für die touristische Entfaltung darstellt.
Da die Mehrheit der TouristInnen Schweizer sind, möchte der zur Gemeinde gehörende Touristenort Moléson-Village mit Stand- und Luftseilbahn und zahlreichen Angeboten für Sommer- und WintertouristInnen seine 80.000 Übernachtungen pro Jahr in den kommenden Jahren mehr als verdreifachen. Da der Sommertourismus sehr hohe Belegungsraten erreicht, ist der weitere Ausbau des Wintertourismus prioritär, um dem Phänomen der „kalten Betten“ entgegenzuwirken. Bei allen Ausbauprojekten im Gemeindegebiet darf gehofft werden, dass die herausragende und ortsspezifische Qualität der bestehenden Um- und Ausbauten sowie die baukulturellen Schätze der holzschindelgedeckten Höfe als Anregung und Messlatte für zeitgemäßes Weiterbauen dienen.
Im Energiebereich setzt die Gemeinde verstärkt auf die Nutzung des Rohstoffes Holz, das in den eigenen Wäldern geschlagen werden kann. Auch die Produktion von Schindeln wird noch handwerklich bewerkstelligt.
Weitere Projekte, die kurz vor Realisierung stehen, weisen in eine positive Richtung: Unter dem Stadthügel von Gruyères soll in naher Zukunft eine Parkgarage entstehen, die die Touristenströme durch zwei unterirdische Parkebenen landschaftsverträglicher und stressfreier leiten soll. Dem demografischen Wandel wiederum begegnet ein Privatinvestor mit dem Bau einer Rehabilitationsklinik mit angeschlossenem Hotel, die Gemeinde wird in Kooperation mit den Nachbargemeinden die Zahl der Pflegebetten erhöhen.
Die Einwohnerzahl weist steil nach oben, wobei der Zuzug von PortugiesInnen besonders stark ist und die Zahl der nicht schweizerischen BürgerInnen bei fast 40 Prozent liegt. Den ZuzüglerInnen wird jährlich ein informativer Willkommensabend angeboten, der von Gemeinde und mehreren Institutionen und Vereinen organisiert wird. Hervorzuheben ist auch der international ausgeschriebene Literaturwettbewerb als Teil eines jährlich stattfindenden „Buchfestes“. Gruyères verfügt generell über zahlreiche Vereine, die das Leben im Dorf mitgestalten und auch für BesucherInnen attraktiver machen. Insgesamt präsentiert sich der Ort als aktive Gemeinschaft, die vorhandene Ressourcen und Stärken zu bewahren und zu nützen weiß und gleichzeitig Veränderungen als Chance erkannt hat.
Evaluiert: 2016