Goworów, Niederschlesien, Polen
Das Bergdorf Goworów mit 383 EinwohnerInnen ist ein typisches Waldhufendorf am Fuße des Schneegebirges und liegt auf einer Seehöhe von 400 bis 600 m. Der Ort wurde zuletzt von mehreren Katastrophen wie Hochwassern und einem Großbrand heimgesucht, wobei vor allem bei einer Flut im Jahr 1997 ein großer Teil der Infrastruktur und zahlreiche Wohn- und Wirtschaftsgebäude zerstört wurden.
Goworów liegt inmitten des Naturparks Schneegebirge und ist von einer kleinstrukturierten Land- und Forstwirtschaft geprägt. Der historische Gebäudebestand geht auf das 18. und 19. Jahrhundert zurück, zu den wertvollen erhaltenen Gebäuden zählen die Kirche, der Gutskomplex und die Wassermühle, die vor allem für die Weberei genutzt wurde. Lauterbach, wie Goworów damals hieß, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein so genanntes „Weberdorf“ mit mehr als 50 Werkstätten und einem florierenden Textilmarkt. Auch eine Brauerei, eine Brennerei, eine Papierfabrik und einen Gneis-Steinbruch gab es. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Goworów als Feriendorf mit zahlreichen Gaststätten und Beherbergungsbetrieben bekannt. Nach 1945 wurde der ehemals vorwiegend deutschsprachige Ort durch Menschen aus Weißrussland, Litauen und der Ukraine besiedelt und entwickelte sich zu einem Ort der Multikulturalität.
Ausgangspunkt für die Neuentwicklung des Dorfes war das Trauma des Hochwassers 1997. Der nötige Wiederaufbau der gesamten Infrastruktur, die Regulierung des Ortsbaches und die Sanierung der Wohngebäude führten zu einer Aufbruchsstimmung. Die Mitarbeit der Bevölkerung mit freiwilligen Arbeitseinsätzen ist dabei besonders hervorzuheben. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch das Vereinsleben, das von der Feuerwehr über die Kultur bis zur Dorferneuerungsbewegung reicht. Viele engagierte und aktive BürgerInnen stärken das soziale Zusammenleben.
Im Bereich des sanften Tourismus wird mit der Abhaltung alljährlicher Ferienlager in den Sommer- und Winterferien, mit Angeboten wie Urlaub am Bauernhof oder mit der Aktivierung des Wander- und Radwegenetzes Erstaunliches geleistet. Auch die Renovierung alter Bausubstanz mit teilweiser Umnutzung wurde vorangetrieben. Ein Gemeinschaftsraum, eine Bibliothek und das Feuerwehrgebäude wurden errichtet bzw. in bestehende Gebäude integriert. Zu erwähnen sind schließlich auch die Schaffung einer guten Kommunikationsinfrastruktur und der Aufbau eines Mülltrennungssystems mit Recycling. Zur Sicherung der Nahversorgung werden zwei Geschäfte betrieben.
Zukünftig ist der weitere Ausbau der Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Abwasser und Beleuchtung geplant, auch für den Radtourismus, für Nordic Walking, Wandern und den Skilanglauf sollen weitere Einrichtungen folgen, wobei die Etablierung eines nachhaltigen Tourismus höchste Priorität hat.
Die BürgerInnen beweisen bei der Umsetzung von Projekten für die Dorfgemeinschaft hohes unentgeltliches Engagement und durch gesellschaftliche Aktivitäten in den Vereinen ihren starken Zusammenhalt. Das stete Ziel, die Lebensqualität für Einheimische wie auch für BesucherInnen zu steigern, ist deutlich spürbar.
Evaluiert: 2014