Fischbach und Ludwigswinkel, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Die Gemeinden Fischbach und Ludwigswinkel, die im Verbandsgebiet Dehner-Felsenland zusammengeschlossen sind, liegen in der Südwestpfalz und haben gemeinsam 2.385 EinwohnerInnen. Beide Gemeinden verzeichnen eine hohe Zahl von AuspendlerInnen in die Mittelzentren Pirmasens und Zweibrücken (25 bis 45 km) sowie in die gut erreichbaren Ballungsräume Kaiserslautern, Karlsruhe, Saarbrücken und Ludwigshafen und haben weitgehend Wohn- und Erholungsfunktion. Der Anteil der 35- bis 65-Jährigen liegt bei rund 45 %.
Das Entwicklungsmotto „Biosphäre trifft Innovation“ ist perfekt auf die vorherrschenden Rahmenbedingungen eingegangen und versucht die Stärken der Gemeinden weiter zu entwickeln. Bereits 1992 wurde das UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald eingerichtet, gleichzeitig wurden auch das Natura 2000-Gebiet, Naturschutzgebiete und Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete (FFH) festgelegt. Dass daher Natur und Umwelt sowie Landschaftsschutz in den Ortsgemeinden Fischbach und Ludwigswinkel einen hohen Stellenwert einnehmen, verwundert nicht.
Ein Freistellungskonzept für Naturdenkmale, ein Gewässerpflegeplan sowie ein Lindenkonzept für die Bepflanzung des Zentrums steigern die Attraktivität und die Umweltqualität. Zahlreiche „Erlebniswege“, wie etwa ein Holzskulpturenweg, ein Barfußpfad, ein Sagenweg und eine Quellen- und Brunnentour, wurden eingerichtet und stärken den Standort für naturnahen Tourismus. Darüber hinaus zeichnen sich die Gemeinden auch durch attraktive Wanderwege und Nordic-Walkingstrecken aus. Das Biosphärenhaus mit dem eindrucksvollen Baumwipfelweg ermöglicht erlebnispädagogische Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt der Region. Mit dem Entwicklungskonzept „Dehner Felsenland“ und dem Entwicklungskonzept zum Fremdenverkehr wurden weitere Schritte in diese Richtung gesetzt.
Die Zukunftskonzepte wurden unter maßgeblicher Einbindung der BürgerInnen aller Altersgruppen im Rahmen eines Dorfmoderationsprozesses in acht Arbeitsgruppen entwickelt. Die Begleitung erfolgte durch externe ExpertInnen unterschiedlicher Fachrichtungen. In einem Dorferneuerungsplan wurden wichtige Entwicklungsvorgaben definiert und Ortsgestaltungsmaßnahmen und Projekte zur Innenentwicklung der Gemeinden festgesetzt. Private können kostenlos Beratungen für Sanierungs- und Neubauvorhaben in Anspruch nehmen, was sich sehr positiv auf das Ortsbild auswirkt. Hervorzuheben sind auch die erfolgreichen Bemühungen zur Sicherung der Dorfzentren als Kommunikationsräume und der sorgsam pflegerische und ressourcenschonende Umgang mit der Kultur- und Naturlandschaft.
Das soziale und kulturelle Engagement erfolgt über Vereine sowie auch durch die Daniel-Theysohn-Stiftung, die allem voran zahlreiche Projekte zur Jugendförderung ermöglicht. Generationenspezifische und generationenübergreifende Angebote, eine hohe Dichte an sozialen Einrichtungen und kulturellen Aktivitäten, die von den BürgerInnen selbst initiiert und organisiert werden und sich großer Beliebtheit erfreuen, runden das Gesamtbild eines Lebensraumes mit hoher sozialer Lebensqualität ab.
Ein Augenmerk wurde auch auf den Einsatz erneuerbarer Energie durch Hackschnitzelanlagen, Wasserkraftnutzung, Holzverstromung und großflächige Solaranlagen gelegt. Die Straßenbeleuchtung erfolgt durch LED.
Die interkommunale Allianz der beiden Gemeinden, die einander in naturräumlicher, wirtschaftlicher und soziokultureller Hinsicht sehr ähnlich sind, widmet sich vor allem den Themenbereichen Natur und Landschaft, Tourismus, erneuerbare Energie und Soziales. Die enge und gut strukturierte Kooperation gewährleistet einen hohen Versorgungsgrad, ohne Doppelstrukturen entstehen zu lassen. Alle Entwicklungsplanungen erfolgen gemeindeübergreifend. Fischbach und Ludwigswinkel genießen damit Vorbildcharakter in ganz Rheinland-Pfalz.
Die Gesamtheit der Projekte weist einen zukunftsorientierten, umfassenden Ansatz und eine stimmige Gesamtheit auf. Die realisierten Projekte tragen wesentlich zur Positionierung der Gemeinden bei und stärken den tourismusorientierten Ansatz auf Basis hoher naturräumlicher Qualität und großer kulturlandschaftlicher Attraktivität.
Evaluiert: 2012