Bleichheim, Baden-Württemberg, Deutschland
Bleichheim liegt, eingebettet in einer intakten und kleinstrukturierten Landschaftskammer mit Streuobstwiesen, Magerwiesen und Feuchtgebieten, am Tor zum Naturpark Südschwarzwald. Seit 1974 ist Bleichheim einer von fünf Ortsteilen der Stadt Herbolzheim, hat aber einen eigenen Ortschaftsrat und eine Ortsvorsteherin. Bleichheim überzeugt mit seinem kompakten Siedlungskörper. Die letzte Baulanderweiterung erfolgte 1986. Seither liegt der Fokus klar auf der Innenentwicklung. Die Bleichheimerinnen und Bleichheimer haben die Natur, die Menschen und die starke Gemeinschaft als ihre wertvollste Ressource erkannt. Alle Generationen haben ihren Platz in der lebendigen Dorfgemeinschaft, die vor allem durch ein sozial, sportlich und kulturell getragenes Engagement geprägt ist.
Das Zusammenspiel zwischen dem Ortschaftsrat und der Ortsvorsteherin, dem Gemeinderat der Stadtgemeinde Herbolzheim, dem Bürgermeister und der Kreisverwaltung ist von einem beispielhaften Dialogverständis geprägt. Der seit 2017 amtierende Bürgermeister versteht sich dabei als Begleiter und Moderator. Die Bevölkerung kann und soll sich zu den unterschiedlichsten Themen einbringen. Gemeinsam werden Lösungen gesucht und deren Umsetzungen aktiv angegangen. Der Ortschaftsrat pflegt die so genannte „Redezeit“, ein ungezwungenes und lockeres Dialog-Format, in welchem die Bevölkerung von Bleichheim regelmäßig angehört wird.
Vereine sind ein wichtiger Pfeiler für die generationenübergreifende Gemeinschaft in Bleichheim. Die eigens etablierte „Vereinsgemeinschaft Bleichheim“ ist eine Interessengemeinschaft, die sich aus den sechzehn großen und kleinen Vereinen und Gruppen des Dorfes sowie der Abteilungsfeuerwehr zusammensetzt. Die von Bewohnenden ins Leben gerufene Gruppe „Begegnung im Rathaus“ organisiert einmal im Monat generationenübergreifende Aktivitäten wie ein gemeinsames Mittagessen im Rathaus oder das jährliche „Dinner en blanc“.
Bleichheim ist ein gutes Beispiel dafür, was eine kleine Dorfgemeinschaft erreichen kann, wenn der Wille zu und die Lust auf Gestaltung des eigenen Lebensraumes vorhanden sind und alle Kräfte für gemeinsame Ziele gebündelt werden. In Bleichheim steht man zusammen, reagiert rasch auf Wandel und ist stets lösungsorientiert – ganz nach dem Motto: „In Bleichheim bleibt die Zukunft im Dorf.“
„Junges Wohnen“ im denkmalgeschützten Pfarrhofareal
Bleichheim ist eines von sechs Modelldörfern in Baden-Württemberg, in denen das Projekt „Junges Wohnen“ mit dem Ziel der Realisierung von innovativen und flexiblen Wohnformen realisiert wurde, um junge Menschen mit ihrer Start-up-Mentalität und ihrem hohen Bewusstsein für Zukunftsthemen für den ländlichen Raum zu gewinnen.
Auf dem denkmalgeschützten Pfarrhofareal wurden zwar seit längerem ein ehemaliger Stall von den Ministrant:innen als Jugendhaus und die Scheune für Veranstaltungen genützt, viele Räume aber waren leerstehend, weshalb man hier einen geeigneten Standort identifizierte. Mit kreativen, partizipativen und konsensorientierten Methoden wurde die Zielgruppe der 18- bis 35-Jährigen von Anfang an in das Projekt eingebunden, um ein zukunftsorientiertes und bedarfsgerechtes Wohnmodell zu entwickeln, das so aussieht: Im Pfarrhaus selbst entstehen kleine, teils barrierefreie Wohneinheiten, die Scheune wird zum Gemeinschaftsraum für Bewohnende wie auch die Dorfgemeinschaft, Carsharing und andere gemeinschaftlich genutzte Angebote wie Werkstatt oder Lastenrad ergänzen das Projekt. Der Innenhof steht weiterhin für Veranstaltungen der Dorf- und Kirchengemeinschaft zur Verfügung.
Die beispielhaft gute Kooperation von Kirche als Eigentümerin und Kommune als Projekt-Initiatorin war von zentraler Bedeutung. Neben jungen Bleichheimer:innen sind auch Auszubildende und junge Mitarbeitende der örtlichen Betriebe als potenzielle Mieter:innen ausgemacht worden. Das Projekt „Junges Wohnen“ ist eine Investition in die Zukunft, von der alle Beteiligten profitieren.
„Waldwerk Höfle“: Natur für alle erlebbar machen
Der rund 400 Hektar große gemeindeeigene Wald prägt das Landschaftsbild von Bleichheim. Als Mitglied des Naturparks Südschwarzwald legt man grossen Wert auf eine klimafitte Bewirtschaftung und eine ökonomisch nachhaltige Nutzung. Regionale Sägewerke verarbeiten das gewonnene Holz und regionale Handwerksbetriebe verwenden es. Nutzungskonflikte werden durch die Ausweisung eigener Bike- und Wanderwege vermieden, ein naturnaher, sanfter Tourismus wird gefördert.
Auf einer weitläufigen Lichtung befindet sich das Herzstück des Bleichheimer Waldes, das ehemalige Forsthaus mit Scheune, das erhalten und zum Zentrum eines besonderen pädagogischen Angebots umfunktioniert wurde: Im „Waldwerk Höfle“ werden nach der Devise „Lernen durch Erleben“ Elemente der Erlebnis- und Waldpädagogik mit Lerninhalten aus Wald- und Forstwirtschaft, Naturschutz und Ökologie verbunden.
Eine wichtige Aufgabe des Waldwerks besteht darin, Kinder, Jugendliche, Menschen mit Handicap und auch alle anderen Interessierten in ihrer Phantasie und Kreativität durch intensive und faszinierende Naturbegegnungen zu stärken, wertvolle Entdeckungs- und Erfahrungsräume zu eröffnen und Körperwahrnehmung und Verstand anzuregen. Ziel ist es auch, einen positiven Bezug zu Natur und Umwelt herzustellen und so auch mehr Bewusstsein für deren Schutzbedarf zu verankern. Besuchende lernen spielerisch, haben gemeinsame Aufgaben zu lösen und werden für umweltgerechtes Handeln belohnt. Schließlich werden auch Berufe aus dem Forstbereich vorgestellt, so dass sich auch künftig ausreichend Menschen für sie entscheiden.
Evaluiert: 2024