Behrungen, Thüringen, Deutschland
Das Dorf Behrungen mit seinen rund 550 EinwohnerInnen ist ein Ortsteil der Gemeinde Grabfeld am süd-westlichen Rand des Freistaates Thüringen, unmittelbar an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gelegen. Die erste Erwähnung in einer Schenkungsurkunde geht auf das Jahr 795 zurück, wenngleich das Grabfeld nachweislich schon davor durch die Kelten besiedelt worden ist.
Obwohl die Bevölkerungszahl relativ stabil ist, ist der demografische Wandel bemerkbar: Während der Anteil an Jugendlichen in den vergangenen 15 Jahren auf sechs Prozent geschrumpft ist, hat sich jener an SeniorenInnen auf über 30 Prozent erhöht. Mit 35 Vollerwerbsarbeitsplätzen ist die Landwirtschaft neben dem Dienstleistungssektor (42 Arbeitsplätze) ein wichtiger Faktor. Insgesamt gibt es 123 Arbeitsplätze und keine Arbeitslosen. Die Frauenerwerbsquote liegt bei 80 Prozent.
Eines der größten Potenziale ist die selbstbewusste Dorfgemeinschaft, die in einem ausgesprochen regen Vereinsleben Niederschlag findet. Unmittelbar nach der Wende hat man sich bewusst dafür entschieden, die neuen Möglichkeiten durch größtmögliche Offenheit zu nutzen. Die Teilnahme an Wettbewerben wie “Unser Dorf soll schöner werden” und “Unser Dorf hat Zukunft” in den 1990er-Jahren lieferte die Motivation dazu, neue Aufgaben mit Zuversicht anzupacken. Ziele und Visionen, die von einem Dorfentwicklungsbeirat unter ständiger Einbeziehung der BürgerInnen definiert werden, waren und sind die Schaffung familienfreundlicher Strukturen und Einrichtungen, die Stärkung der regionalen Identität mit verstärkter und selbstbewusster Nutzung des Dialektes, die Erhaltung des Ortsbildes mit den typischen Dreiseithöfen, die Verbesserung der Verkehrsanbindung, der Ausbau des sanften Tourismus und die verstärkte Nutzung regenerativer Energien.
Der Wiederaufbau von Kontakten und das Kooperieren mit den unterfränkischen Nachbardörfern ist dabei besonders nennenswert. So ist das Dorf beispielsweise Mitglied der Grabfeld-Allianz, einer Gemeinschaft von fränkischen und thüringischen Gemeinden, die das Ziel verfolgt, eine gemeinsame Marke zu etablieren und die regionale Identität nach innen wie auch nach außen hin zu stärken. Unter dem Motto “Grabfeld, grenzenlos mittendrin” versucht die Gemeinde, sich als Destination zwischen den Tourismus-Hochburgen Thuüringer Wald und Rhön zu etablieren. Speziell zu erwähnen ist dabei die sensible Nutzung der denkmalgeschützten Grenzanlage als Zeitzeugin und Mahnmal zugleich.
Eine von der Agrar- und Tierzuchtgenossenschaft Behrungen errichtete und betriebene Biogasanlage mit Strom- und Wärmeproduktion leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Eine Vielzahl von Häusern greift auf alternative Energietechniken wie Wärmepumpen, Photovoltaik- und Solaranlagen zurück. Der weitere Ausbau der Nutzung regenerativer Ressourcen und Energiequellen ist auch für die Zukunft eines der erklärten Ziele.
Die ursprünglich als negativ empfundene Tatsache, dass aufgrund der Grenznähe in Zeiten der DDR keine neuen Wohngebiete ausgewiesen werden konnten, hat zu einer positiven Siedlungsentwicklung geführt, zumal Neubauten nur innerhalb der vorhandenen Strukturen erfolgten. Nach der Wende wurden lediglich sechs Grundstücke spezifisch für Familien ausgewiesen, während neue Gewerbebetriebe an ehemaligen LPG-Standorten Platz fanden. Neben der vorbildlichen Siedlungsentwicklung ist schließlich die qualitätvolle Revitalisierung von schützenswerter alter Gebäudesubstanz besonders hervorzuheben.
Evaluiert: 2016