Erlebnisland Maikammer, Rheinland-Pfalz, Deutschland

Das Erlebnisland Maikammer wird durch die Ortsgemeinden Maikammer, Kirrweiler und St. Martin gebildet und zählt rund 8400 EinwohnerInnen. An der Deutschen Weinstraße gelegen, erstreckt sich die Kleinregion über eine Fläche von etwa 40 km2 und zeichnet sich durch ihre klimatische Gunstlage und eine Jahrhunderte alte Weinbautradition aus.

Die räumliche Entwicklung ist durch kooperative Strategien der drei Dörfer mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung gekennzeichnet und folgt dem Leitspruch „Drei Dörfer, ein Ziel“. In Abhängigkeit von Standortqualitäten und Lagegunst wurde eine kluge Funktions- und Arbeitsteilung getroffen. Alle drei Ortsgemeinden integrieren die Stadterhaltung und den Denkmalschutz in die städtebauliche Entwicklung. Die Ortsgemeinde St. Martin hat den Tourismus zum Schwerpunkt, die Ortsgemeinde Maikammer deckt den Bereich der Versorgung und kommunalen Infrastruktur ab und die Ortsgemeinde Kirrweiler hat ihren Fokus auf die gewerbliche Entwicklung gelegt.

Im Rahmen der Weltausstellung EXPO im Jahr 2000 wurde die Region Maikammer als Beispiel einer nachhaltigen Landentwicklung zur Optimierung des Weinbaus durch Bodenordnung als Außenprojekt „Dorf 2000“ einer Weltöffentlichkeit präsentiert. Das „Erlebnisland Maikammer“ steht modellhaft für einen sorgsamen Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen, für eine aktive Begegnung des landwirtschaftlichen Strukturwandels zum Erhalt der Zukunftsfähigkeit des Weinbaus und für die Erhaltung und Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen im ländlichen Raum.

Tiefgreifende Strukturveränderungen in der Bewirtschaftung und in der Weinvermarktung, der Abbruch historischer Bausubstanz, der Wunsch nach großvolumigen Hallenbauten expandierender Weinbaubetriebe und der Verkehrskollaps an den Wochenenden durch Ausflügler in die Naherholungsregion Pfälzerwald, machten eine intensive Auseinandersetzung mit den anstehenden Problembereichen notwendig. Die nicht mehr zeitgemäße, durch Realteilung zersplitterte Flurstruktur hatte zu kleinen, teilweise ungünstig liegenden Grundstücken geführt, auf denen eine rationelle Bewirtschaftung nicht mehr möglich war.

Der vor über 25 Jahren eingeleitete Dorferneuerungsprozess zeichnet sich durch fachübergreifende Expertenplanungen sowie ein hohes Maß an Bürgerbeteiligung aus. Dem Strukturwandel im Weinbau wurde durch eine Weinbergsneuordnung mit der klaren Zielsetzung der Erhaltung der typischen Weinbaulandschaft unter besonderer Beachtung des Naturschutzes Rechnung getragen.

Mit den wirtschaftlichen und demographischen Entwicklungen ging ein großer Gebäudeleerstand einher, eine Vielzahl von ortsbildprägenden Winzergehöften war in ihrer Erhaltung gefährdet. Als erfolgreiche Gegenstrategie verzichteten die Ortsgemeinden weitgehend auf die Ausweisung neuer Baugebiete an den Ortsrändern und fokussierten alle Anstrengungen auf eine funktionsgerechte und erhaltende Innenentwicklung. Die Revitalisierung und Inwertsetzung alter qualitätvoller Bausubstanz zur Erhaltung des malerischen Erscheinungsbildes unter besonderer Beachtung denkmalpflegerischer Aspekte genießt hohe Priorität. Die umgesetzten Beispiele bestätigen das vorrangige Ziel einer qualitätvollen Innenentwicklung auf eindrucksvolle Weise und unterstützen die Direktvermarktung des Naturproduktes Wein in einem historisch gewachsenen Ambiente.

Als Schlüssel für die kreative Umnutzung alter Bausubstanz ist die Weinbergsneuordnung anzuführen, da mit der Schaffung einer zusätzlichen rückwärtigen verkehrstechnischen Aufschließungsachse neue Perspektiven eröffnet wurden. Die ursprünglichen Hofräume konnten ohne funktionelle Nachteile einer touristischen und gastronomischen Nutzung zugeführt werden.

Die vorbildliche Sanierung der „Alten Kellerei“ in St. Martin verdient hohe Anerkennung, da es gelungen ist, die wertvolle historische Bausubstanz in einen spannungsreichen Dialog mit zeitgemäßer Architektur und Funktion zu setzen. In diesem Zusammenhang ist auch der Edelhof in Kirrweiler zu nennen, der als Bürgerhaus dient und äußerst behutsam revitalisiert wurde. Die Einrichtung einer professionellen Bauberatung unterstützt den hohen Qualitätsanspruch auch im Privatbereich. Die Bemühungen um die Gestaltung der öffentlichen Straßen- und Platzräume tragen wesentlich zum positiven Gesamteindruck bei.

Das Erlebnisland Maikammer ist sich seiner klimatisch begünstigten Lage und naturräumlichen Qualitäten bewusst und nutzt diese Stärken durch gezielte Maßnahmen und Projekte. Die Kombination von Gartenkunst durch die Anlage von Themengärten – wie z.B. Mediterraner Garten und Bibelgarten – und Pfalzgenuss durch Direktvermarktung regionaler Produkte in der Gastronomie und Straußenwirtschaft, ergänzt sich in idealer Weise.

Für den ruhenden und fließenden Verkehr wurden zur Bewältigung der unterschiedlichen Anforderungen Verkehrskonzepte entwickelt und erfolgreich umgesetzt. An den Ortseingängen situierte Parkplätze sowie attraktive fußläufige Verbindungen erhöhen die Lebensqualität in der historisch gewachsenen Kernzone.

Zur Hochwasservermeidung wurden naturnahe Flussverbauungen mit Rückhaltezonen, die als zusätzliche Biotope dienen, vorgenommen. Die Nutzung alternativer Energieformen, wie z.B. Sonnenenergie, ist in Ansätzen vorhanden und zukünftig weiter ausbaufähig.

Überraschend für eine touristisch geprägte Region sind der spürbare gesellschaftliche Zusammenhalt über die Generationen hinweg sowie das hohe ehrenamtliche Engagement der BürgerInnen. Das Motto „Gemeinsam zum Erfolg“ zur Hebung der Lebensqualität wird durch besondere Einrichtungen für Kinder, für die Jugend und für die ältere Bevölkerung sichtbar gemacht.

Das Erlebnisland Maikammer hat im Bewusstsein seiner eigenen Stärken durch den nunmehr über 25 Jahre konsequent verfolgten Dorferneuerungsprozess die anstehenden Hausaufgaben zum Erhalt der Zukunftsfähigkeit der dörflichen Strukturen in hervorragender Weise gelöst.

Evaluiert: 2008