Langau, Niederösterreich, Österreich
Die Gemeinde Langau mit ihren rund 1.075 EinwohnerInnen ist gekennzeichnet durch ihre periphere, verkehrstechnisch schlecht erschlossene Lage unmittelbar an der Grenze zur Tschechischen Republik – eine Grenze, die Jahrzehntelang als Eiserner Vorhang jegliche Interaktion unterbunden und die abgeschiedene Lage noch verstärkt hat. Mit den Schließungen wichtiger Betriebe des Ortes, etwa einer Molkerei oder einer kleinen Braunkohlemine, und dem damit einhergehenden Verlust von Arbeitsplätzen zu Beginn der 1990er-Jahre wurden die wirtschaftliche Situation allgemein und die Finanzschwäche der Gemeinde besonders prekär. Die Abwanderung insbesondere junger Menschen und damit eine deutliche Verschiebung der Alterspyramide der EinwohnerInnen waren die Folge.
Diese Entwicklungen gaben gleichzeitig den Startschuss für die bewusste Entscheidung, dem langsamen Sterben der Gemeinde entgegenwirken zu wollen. In zwei Phasen wurden gemeinsam mit der Bevölkerung ein Leitbild und Entwicklungsziele erarbeitet und schrittweise umgesetzt. Ging es zunächst um die Verbesserung der Infrastruktur, die Pflege des Ortsbildes und um eine Stärkung des Vereinslebens, so kam es vor einigen Jahren zu einer neuen Schwerpunktsetzung: die Entwicklung hin zu einer Freizeitgemeinde. Aspekte wie Bildung, soziale Infrastrukturen, Landschaftspflege, Kultur und nachhaltiger Tourismus wurden dabei in den Vordergrund gerückt. Mit der Selbstdefinition als Freizeitort für die BewohnerInnen ebenso wie für Gäste ist es gelungen, ein klares Profil mit einzigartigem Charakter zu entwickeln.
Ein Schlüsselprojekt in diesem Zusammenhang stellte die Revitalisierung des ehemaligen Bergwerksareals, insbesondere des Bergwerksees, und dessen Umfunktionierung in ein attraktives Freizeitzentrum mit hohem Erholungswert dar. In unmittelbarer Umgebung dazu wurde ein Campingplatz errichtet und auch Urlaub am Bauernhof, in Privatunterkünften und Gästehäusern gewannen an Bedeutung. In engem Zusammenhang damit wurden Umwelt- und Naturschutz groß geschrieben, alternative Energieformen etabliert und die Landwirtschaft weitgehend auf biologische Bewirtschaftung umgestellt.
Von Anfang an wurde der Dorfentwicklungsprozess von dem Ziel getragen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Man setzte, von der Errichtung des Freizeitzentrums abgesehen, weniger auf die Verwirklichung großer Leuchtturmprojekte, sondern versuchte, durch sehr viele kleine Maßnahmen zur Hebung der Lebensqualität beizutragen, von denen in Summe möglichst alle EinwohnerInnen profitieren sollten. Umso wichtiger war es, dass alle Maßnahmen miteinander vernetzt und von ExpterInnen begleitet waren und einem klaren Entwicklungskonzept folgten.
Besondere Unterstützung seitens der Gemeinde erfahren die zahlreichen Vereine, in denen auch das enorme ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung weitgehend organisiert wird. Langau wurde dank zahlreicher kleiner und größerer Projekte und Initiativen zuletzt mehrmals in Folge als jugendfreundlichste Gemeinde Niederösterreichs ausgezeichnet. Bemerkenswert ist auch die Verbesserung der Kontakte und Beziehungen zu den tschechischen Nachbarn, die ebenfalls in unzähligen Kleinprojekten ihren Niederschlag findet.
Herausragend ist schließlich die intensive und vielfältige Informations- und Kommunikationstätigkeit zwischen Gemeinde und BürgerInnen unter Nutzung traditioneller wie auch moderner Kommunikationsmittel. Mitgestaltung, Mitentscheidung und Mitarbeit seitens der Bevölkerung sind in hohem Maße gegeben.
Evaluiert: 2014