Grambow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Die Gemeinde Grambow liegt zehn km von Schwerin, 90 km von Hamburg  und keine 60 km von der Nordsee entfernt. Das namensgebende Dorf Grambow, erstmals um 1357 urkundlich erwähnt, weist einen sehr kompakten, zentral gelegenen Siedlungskörper auf, der sich aufgrund bedachter Raumordnung seit 1950 kaum verändert hat. Als Juwel ist das mittlerweile als Naturschutzgebiet ausgewiesene Grambower Moor mit zwei natürlichen Moorseen und seiner hohen Diversität bei Fauna und Flora hervorzuheben. Eine weitere historische Besonderheit im Ort stellt das über die Landesgrenzen hinweg bekannte „Gut Grambow“ mit seiner renommierten Jagdschule samt weitläufigem Forst und etablierter Qualitätsgastronomie dar. 

In den letzten fünf Jahren hat sich in der vorher stagnierenden und über politische Zustände frustrierten Ortsgemeinschaft Enormes bewegt. Aus einer finanziell und verwaltungsorganisatorisch misslichen Lage heraus gelang 2019 durch eine gerade zum rechten Zeitpunkt erfolgte „Fügung“, dem Sieg beim Landeswettbewerb zur „bienenfreundlichste Gemeinde im Lande“, die erhellende Wende. In der ersten Amtsperiode eines neu gewählten Bürgermeisters und Gemeinderates sowie durch eine strategisch kluge Umstrukturierung der Vereinslandschaft vollzog sich ein rasanter wie vielgestaltiger Wandel. Eine Dank des Erfolges wieder hoch motivierte Bevölkerung – vom Vorstand des Imkervereins über die Landwirt:innen bis hin zu engagierten Jugendlichen wie auch Senior:innen  – hat das Ruder in die Hand genommen, und zwar in stetiger Abstimmung und Koordination mit den Verwaltungsebenen, den Vereinsobleuten, der hilfreichen Forstverwaltung von Gut Grambow sowie mit Bedacht auf die Bedürfnisse aller Generationen. 

Mit ihrem erschaffenen „Highlight“, dem multifunktionalen „Dorfgemeinschaftshaus“, in einem nun generationenübergreifend  bestens funktionierenden Ortszentrum steht den Bewohnenden ein vielgestaltiges Angebote zur Verfügung. Die „Bienen-Agenda“ hat besonders durch das neue Freilichtmuseum mit spannendem Bienenlehrpfad voll Fahrt aufgenommen. Auch der zeitgemäß gestaltete Moorlehrpfad mit Moor-Museum weckt reges Interesse bei Alt und Jung.  Der Zusammenhalt der Ortsgemeinschaft und die positiven Erfahrungen mit den Effekten von Eigenleistungen waren der Schlüssel zur ersichtlichen „Gesundung“ dieser heute so einladend in Erscheinung tretenden Gemeinde.

Um den Anliegen der Jüngsten besser gerecht zu werden, wurde in Grambow vor einigen Jahren eine neue politische Funktion ausgeschrieben: das Amt der Jugendbürgermeisterin oder des Jugendbürgermeisters, das ab dem Alter von zwölf Jahren für jeweils zwei Jahre unter Begleitung einer unterstützenden erwachsenen Person ausgeübt werden kann. Die Hauptaufgabe dieser bestellten „Instanz“ besteht darin, sich verantwortungsvoll und engagiert für die Agenden von Kindern und Jugendlichen einzusetzen, Anliegen an den erwachsenen Bürgermeister weiterzuleiten, Grillfeste, Radausflüge oder dergleichen mitzuorganisieren und schließlich auch Hilfsdienste für ältere Menschen etwa bei den Herausforderungen der digitalen Welt zu koordinieren – eine Idee, die von den Kindern und Jugendlichen selbst in die Dorfgemeinschaft eingebracht wurde und für das generationenübergreifende Miteinander von unschätzbarem Wert ist.

Insbesondere die Jungen und die Älteren sind es auch, die angesichts des unbefriedigenden ÖPNV-Angebotes am stärksten in ihrer Mobilität beeinträchtigt waren. Als Lösung für dieses Manko hat der Förderverein
„Unser Grambow“ das Modell eines Bürgerbusses entwickelt: Mit einem seitens der Gemeinde zur Verfügung gestellten ehemaligen Feuerwehr-Mannschaftstransporter, bedarfsgerecht entwickelten Fahrplänen und ehrenamtlichen Fahrer:innen steht ein im Rahmen des Vereinsrechts legitim betriebenes Mobilitätsangebot mit höchst moderater Tarifgestaltung zum Wohl der Allgemeinheit zur Verfügung.

Gleich zwei erfolgreiche Projekte der Gemeinde Grambow stehen im Zeichen von Naturschutz und Bio: 120 Bienenvölker schwirren in Grambow herum – und das hat einen Grund. Die Bevölkerung wurde im Zuge des aus mehreren Maßnahmen bestehenden Projektes „Bienen-Agenda“ zu höchster Bienenfreundlichkeit sensibilisiert. So etwa wurden auf einer zentral gelegenen Immenwiese ein hochinteressantes Freilicht-Bienenmuseum etabliert, ein Bienenlehrpfad angelegt und mit originellen und lehrreichen Schaukästen ausgestattet und Wissen darüber, wie man einen Garten für Bienen einladend gestalten kann, vermittelt. Bemerkenswert: Nicht nur vom örtlichen Imkerverband und der Bewohnerschaft, sondern auch von den Landwirt:innen wurde und wird das erfolgreich entwickelte Bienenprojekt getragen. Der touristische Nutzen ist schließlich deutlich am Wachsen, besonders durch den 2023 erfolgten offiziellen Anschluss an die landesweit renommierte „Erlebnisreich Bienenstraße“. 

Ebenfalls mit Bewusststeinsbildung und Sensibilisierung begegnet man dem Schutzbedarf des „Grambower Moores“ und seiner Pflanzen- und Artenvielfalt. Unter Federführung des gleichnamigen Fördervereines wurde der Torfabbau abgewendet und eifrig an der Renaturierung und dem Erhalt dieses Naturjuwels gearbeitet. Ein neu angelegter Lehrpfad führt entlang bezaubernder Wege durch das Moorgebiet, regelmäßig werden Führungen angeboten. Das auf Gut Grambow errichtete „Moor Museum“ ergänzt den Naturlehrpfad und erfreut sich – auch in Kombination mit dem am Gut befindlichen vorzüglichen Restaurant „Schmiede 16“ – großer Beliebtheit.

Evaluiert: 2024

Beate Schrank