Oosterlo, Flandern, Belgien
Oosterlo mit seinen 1.350 EinwohnerInnen ist ein Ortsteil der Gemeinde Geel, die rund 40.000 EinwohnerInnen zählt. Der Ort liegt in unmittelbarer Nähe zur Autobahn und zum Albert-Kanal, die die Ballungsräume Antwerpen (45 km) und Lüttich verbinden. Der Ballungsraum Brüssel ist 70 km entfernt. Durch diese günstige Lage im Speckgürtel wuchs die Bevölkerung in der Gemeinde in den vergangen 15 Jahren überdurchschnittlich.
Die Bevölkerung hat eine ausgewogene Altersstruktur. Die BewohnerInnen haben das Zusammenleben über Vereine, Nachbarschaften und Dorffeste bis zur Jahrtausendwende aktiv mitgestaltet. In den letzten zwanzig Jahren wurde allerdings das Gefühl immer stärker, dass Oosterlo sich zur Schlafstätte für viele Arbeitspendler und somit zu einem Vorort von Geel entwickelt.
Im Jahr 2014 bildete sich deshalb eine Arbeitsgruppe, die die Stärken und Schwächen des Dorfes konzeptionell analysierte und zahlreiche Projekte entwickelte, um das Dorfleben wieder zu beleben. Dieser informelle Zusammenschluss unter dem Namen „BuitenMaten“ (wörtlich „jenseits der Massen“, übertragen „gegen den Strom“), der die wichtigsten Vereine und Organisationen umfasst, hat auch ohne externe Moderation einen Entwicklungsprozess in Gang gesetzt.
Die Gruppe stärkte die vorhandenen Potenziale des Dorfes: Das inklusive Leben hat in Oosterlo (ebenso wie in Geel) eine lange Tradition und gilt als Leuchtturmprojekt in Flandern. In der Schule MPI Oosterlo werden Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen schulisch begleitet, die gleiche Einrichtung betreibt auch Wohnheime für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, in der Dorfschule „De Steltloper“ werden die Kinder refompädagogisch unterrichtet, das „Huis Perrekes“ betreibt eine offene Demenzstation. Das Zusammenleben mit den EinwohnerInnen verläuft nicht nur harmonisch, sondern wird bewusst im Verlauf des Jahres über Veranstaltungen, gemeinsame Aktionen und dergleichen mehr gefördert und gestärkt.
So verwundert es kaum, dass BuitenMaten alle Aktivitäten inklusiv ausrichtet. Zwei Projekte waren Initialzündungen für die Belebung des Ortes: der Umbau eines alten Schulgebäudes zu einem Begegnungszentrum in der Mitte des Dorfes sowie das Projekt „Spielen in Bewegung“, wo sportdidaktisches Material für die Schulen, Pflegeeinrichtungen und das anliegende Naturgebiet zur Verfügung gestellt wurden.
Weitere Projekte verstärkten die Dynamik: die Züchtung einiger Bioschweine durch MPI Oosterlo (in Zusammenarbeit mit dem Biobäuerinnen und -bauern des Dorfes), die gemeinschaftliche Aussaat von Dinkel, die Wiederbelebung des traditionellen, aber seit Jahren nicht mehr durchgeführten Jahrmarktes, die Anschaffung eines Tunnelgewächshauses, das von den SchülerInnen des MPI betrieben und vermarktet wird, die Umgestaltung und Zugänglichmachung des zentral gelegenen Parks des „Huis Perrekens“, wodurch die Mitte des Dorfes gestärkt und ein Begegnungsort für die EinwohnerInnen und die dementen Menschen gleichermaßen geschaffen wird, die Pflege und naturnahe Zugänglichkeit des Naturschutzgebietes in unmittelbarer Dorfnähe und anderes mehr.
Die Arbeitsgruppe BuitenMaten hat zudem eine Agenda für weitere Projekte entwickelt, die nachhaltig sind und auf kluge Art und Weise eine beständige Vernetzung zwischen allen PartnerInnen innerhalb des Dorfes anstreben, dabei aber immer höchst pragmatisch sind.
In Oosterlo wird Inklusion auf dem Niveau eines Leuchtturmprojektes gelebt und belebt. Die Arbeitsgruppe BuitenMaten hat eine qualitativ hochwertige Analyse des Dorflebens erarbeitet. Wichtige Projekte haben eine nachhaltige Belebung des Dorfes angestoßen: Die Natur wird als Erlebnis inszeniert, die alte Schule wurde zu einem Dorfhaus umgebaut, das Dorfzentrum durch Öffnung des Parks, die Wiedereinführung des Jahrmarkts neu belebt und das soziale Miteinander gestärkt.
Evaluiert: 2018