Nahetal-Waldau, Thüringen, Deutschland
Die 3.200 EinwohnerInnen zählende Gemeinde Nahetal-Waldau liegt in Südwestthüringen im Landkreis Hildburghausen, mitten im UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald und an der Grenze zum Thüringer Schiefergebierge.
Die Gemeinde umfasste bis vor kurzem die fünf Ortsteile Hinternah, Oberrod, Schleusingerneundorf, Silbach und Waldau, im Juli 2018 wurde sie in die Stadt Schleusingen eingemeindet. Die Kreisstadt Hildburgshausen ist knapp 15 Kilometer entfernt, wobei Nahetal-Waldau von der verkehrstechnisch günstigen Lage an der A73 profitiert.
Die Herausforderungen der Abwanderung in den Jahren nach der Wiedervereinigung hat Nahetal-Waldau gut gemeistert. Damals verließen vor allem jungen Menschen den Ort und machten sich auf in Richtung neue Bundesländer. Auch der Tourismus und die Gastronomie hatten merkliche Rückgänge zu verbuchen. Viele Familien gingen der früheren Nebenerwerbseinnahme aus der touristischen Zimmervermietung verlustig.
Inzwischen hat sich die gesamte Region wieder zu einer beliebten Tourismusdestination entwickelt, in der vor allem NaturliebhaberInnen, WandererInnen und RadfahrerInnen auf ihre Kosten kommen. Gut ausgestattete Pensionen, Ferienhäuser und Privatzimmer empfangen die Gäste der Region und zahlreiche Kilometer gut markierter Wanderwege mit wunderbaren Ausblicken in ein prächtiges Bergpanorama laden zum Wandern, Reiten und Radfahren ein. Der Rennsteig, ein 170 Kilometer langer Kamm- und historischer Grenzweg ist nicht nur der älteste, sondern auch der jährlich meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands.
Das beeindruckenden Natur- und Erholungsangebot und die verkehrstechnisch günstige Erschließung fördern das gebietsübergreifende touristische Vermarktungspotenzial von Nahetal-Waldau, welches mit zahlreichen Wander- und Radrouten aufwarten kann. Touristische Anziehungspunkte in der Gemeinde selbst sind die Dorfmühle aus dem 16. Jahrhundert, die denkmalgeschützte evangelisch-lutherische Kirche in Hinternah oder das 1607 errichtete und nach Kaspar Brand benannte „Brandsköppshaus“, welches neben dem Fremdenverkehrszentrum die Bibliothek und ein Museum beheimatet. Letztgenanntes Gebäude mit Schieferfassade steht beispielhaft für die vorbildlich gelungene Revitalisierung der ortstypischen Fachwerkhäuser.
Die engagierten Bemühungen um den sanften Tourismus im Zusammenhang mit dem Naturpark Thüringer Wald tragen Früchte in Nahetal-Waldau. Die Bewusstseinsförderung über die eigenen Stärken und neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt machen die ländliche Kleingemeinde zu einem zukunftsträchtigen Wohn- und Lebensraum, nicht zuletzt durch die Stärkung einer umweltgerechten Land- und Forstwirtschaft unter Berücksichtigung der kulturlandschaftlichen Gegebenheiten.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf dem verantwortungsvollen und umweltverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen sowie der Nutzung erneuerbarer Rohstoffe. Die zukünftigen Bemühungen von Nahetal-Waldau konzentrieren sich auf den Schutz von Wasser, Boden und Luft, auf die Stärkung der Biotop- und Kulturlandschaftspflege sowie die Förderung des Hochwasserschutzkonzeptes des Flusses Nahe.
Die wirtschaftliche Realität von Nahetal-Waldau prägen kleinstrukturierte Handwerks-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. Knapp 1.600 Arbeitsplätze bieten sich nach aktuellem Stand. Der Stärkung der Versorgungs- und Infrastruktur gelten die vordergründigen Bemühungen, wobei die EntscheidungsträgerInnen sich für die Gewährleistung der Mobilität ihrer BürgerInnen sowie eine funktionierende Nahversorgung und standortverträgliche Erwerbsmöglichkeiten einsetzen.
In diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert ist die Aufrechterhaltung des Schulstandortes, die durch eine engagierte Privatinitiative ermöglicht wurde – ein Faktor, der wesentlich zur Stärkung der Identität und des Selbstbewusstseins der örtlichen Bevölkerung beiträgt.
In Nahetal-Waldau zielt alles auf die Optimierung der Lebensqualität in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Versorgen und Erholen ab: In den mittels BürgerInnenbeteiligung durchgeführten Entwicklungsprozessen konnte die Gemeinde hervorragende Ergebnisse erzielen, indem sie den Fokus auf die Ortsinnentwicklung gelegt hatte. Die bauliche Entwicklung mittels Bauleitplanung ist durch den Erhalt alter und die Schaffung neuer, qualitätsvoller Bausubstanz ebenso auf gutem Weg. Neben der Gebäudesanierung hat die Gemeinde auch den Ausbau und die Sanierung des Straßennetzes vorangetrieben.
Gleichzeitig haben die Beteiligungsprozesse die Befähigung und Motivation der BürgerInnen zum gesellschaftlichen Engagement erhöht und die gesellschaftliche Teilhabe aller Generationen, Geschlechter, Nationalitäten und Minderheiten am sozialen und kulturellen Leben positiv unterstützt.
Die Gemeinde zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Fähigkeit aus, „weiterzudenken“: Im Bewusstsein des stetigen Bevölkerungsrückgangs und des zunehmenden Altersdurchschnittes der Bevölkerung engagieren sich die Verantwortungsträger für eine vorausschauende Weiterentwicklung des Wohn- und Arbeitsstandortes Nahetal-Waldau, damit junge Familien sowie qualifizierte Arbeitskräfte und Know-how-Träger gern dort leben. Auch der älteren Generation im Ort soll ein würdevolles Altern unter Bereitstellung einer umfassenden Daseinsvorsorge ermöglicht werden.
Evaluiert: 2018