Nagypáli, Komitat Zala, Ungarn
Die rund 550 EinwohnerInnen zählende Gemeinde Nagypáli liegt auf mittlerer Höhe westlich des Plattensees und nördlich des zentralen Ortes Zalaegerszeg, der Verwaltungssitz des Komitats Zala ist. Nagypáli war vor der politischen Wende ein agrarisch orientiertes Dorf, das aufgrund sinkender Attraktivität zunehmend EinwohnerInnen an die Städte in der Umgebung verlor.
1996 wurde Nagypáli im Zuge einer Strukturreform eine eigenständige Gemeinde, was für die KommunalpolitikerInnen wie auch die Bevölkerung einen Motivationsschub mich sich brachte, die Zukunft des Ortes aktiv zu gesalten. Zahlreiche Vereine und Organisationen wurden gegründet und im Rahmen einer Swot-Analyse die Stärken und Schwächen des Dorfes eruiert. Unter dem Namen der „Grüne Weg“ wurde 1997 ein Dorfentwicklungsprogramm erarbeitet, das kurz, mittel- und langfristige Ziele definierte. Durch gezielte Maßnahmen sollte der negative Trend in Nagypáli umgedreht werden. Die Mitgliedschaft in der Leader-Region und im so genannten Rurener Network (small rural communities for energetic neutrality) half und hilft bei der Umsetzung des Programmes.
In einem ersten Schritt wurden die grundlegen Infrastruktureinrichtungen erneuert bzw. neu erstellt. Ein zentrales Projekt im Entwicklungsplan war zunächst die Schaffung eines neuen Siedlungsgebietes, um insbesondere junge Familien zu gewinnen. Innerhalb von zwanzig Jahren konnte so die Bevölkerungszahl verdoppelt werden. In einem weiteren Schritt soll nun der Fokus auf die Innenentwicklung gelegt werden, wobei insbesondere Nachverdichtungen und Revitalisierungen angedacht sind.
Die Stärkung der Gemeinschaft im Dorf erfolgt einerseits durch intensive Vereinsarbeit, andererseits durch die Anschaffung gemeinsam zu nützender Gerätschaften. So wurde beispielsweise eine innovative Obstpressanlage errichtet, die der gesamten Bevölkerung zur Verfügung steht.
Zentrales Ziel im Dorfentwicklungsplan ist auch die Belebung der Wirtschaft und durch einige erfolgreiche Maßnahmen konnte tatsächlich ein wirtschaftlicher Aufschwung erzielt werden. Die Gemeinde errichtete zunächst einen Industriepark, in dem sich bereits 72 Betriebe angesiedelt haben. Optimiert wurde auch die Landwirtschaft, die neben Mais und Weizen auf den Anbau von japanischen Energieweiden und Smaragdbäumen zur Verwendung im soeben in Bau befindlichen Biomasse-Heizkraftwerk setzt. Wesentlich sind freilich auch der Wein- und insbesondere der Obstanbau, der auch touristisch zunehmend an Bedeutung gewinnt. Hier setzt man auf die ökologischen Vorzüge der Region und bietet den Gästen ein besonderes Naturerlebnis. Ein Gästehaus wurde errichtet, weitere Attraktionen wie ein Rosengarten sind im Entstehen.
Sowohl als ökonomische wie auch ökologische Maßnahme darf die intensive Beschäftigung mit dem Thema Energie bezeichnet werden. Neben Projekten zur Senkung des Energieverbrauchs steht die Gewinnung von erneuerbarer Energie im Vordergrund. Dabei setzt man auf Solarpaneele und Photovoltaik zur Strom- und Wärmeproduktion, so wurde etwa ein Solarpark errichtet, der Beteiligungsmodelle für Private anbietet. Das Gemeindezentrum wird über ein Biosolarsystem beheizt, ein Biomasseheizwerk ist im Entstehen und auch ein eigenes Solarkraftwerk ist angedacht. Die Energieprojekte sind insgesamt innovativ und sehr ambitioniert.
Die Gemeinde Nagypáli beweist eindrucksvoll, dass auch kleine Dörfer mit Kreativität, Engagement, Gemeinschafssinn und Zusammenhalt einen Platz im Europa der Regionen finden können.
Evaluiert: 2016