St. Andrä, Kärnten, Österreich
Die im Lavanttal gelegene Gemeinde St. Andrä zählt rund 10.0000 EinwohnerInnen, dazu kommen rund 870 NebenwohnsitzerInnen. Sie besteht aus der namensgebenden Kleinstadt St. Andrä und den Ortsteilen Eitweg, Maria Rojach, Schönweg und Fischering und liegt in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Kärntens.
Der wesentliche Erneuerungsprozess startete erst vor fünf Jahren, nachdem eine seit den 1990er-Jahren schleichend negative Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht hatte: Alle nennenswerten Geschäfte und zunehmend auch Dienstleistungsbetriebe waren in die Peripherie übersiedelt, der Ortskern hatte zunehmend an Bedeutung verloren. Als mit einer Bankfiliale einer der letzten wichtigen Betriebe dem Zentrum den Rücken kehren wollte, wurden die Verantwortlichen aktiv und stellten besagter Bank zu günstigsten Konditionen ein Grundstück im Stadtkern zur Verfügung und leiteten damit eine Trendumkehr ein. Das Bewusstsein für die Potenziale im Stadtkern war geweckt, man nahm die Aufgabe mit großem Ehrgeiz an.
Ein intensiver BürgerInnenbeteiligungsprozess und der integrierte Masterplan mit vielen Handlungsvorschlägen, beides aus dem Jahr 2014, schafften das Fundament für eine gelungene Stadtkernentwicklung in St. Andrä. Aus dem Bürgerbeteiligungsprozess gingen viele Ideen und Impulse hervor, die die Stadtgemeinde – immer in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung – seither mit viel Konsequenz und Tatkraft umsetzt.
Ausgehend vom neuen Rathausgebäude wurden, einem Schneeballeffekt gleich, viele bauliche Projekte im Stadtkern initiiert und umgesetzt, wobei hier auch private Investoren, unterstützt von der Gemeinde, aktiv geworden sind. Durch das aktive Leerstandsmanagement und die temporäre Bespielung von leerstehenden Geschäftsflächen wurden neue Nutzungen, etwa im Kulturbereich oder im modernen Unternehmertum, ermöglicht, die Vielfalt und Leben in den Stadtkern bringen.
Auch das Projekt „Verdichtetes Wohnen im Zentrum“ gehört zur neuen Philosophie: Das mehrgeschossige Wohnhaus in zentraler Lage beinhaltet 16 hochwertige, leistbare Wohnungen. Alle Bedarfe des täglichen Lebens und die ÖPNV- Haltestellen können zu Fuß in wenigen Minuten erreicht werden. Die gestalterische Qualität der baulichen Projekte ist dabei durchwegs sehr hoch und bringt dem Stadtkern eine zusätzliche optische Aufwertung.
Mit dem Panoramaweg und der Öffnung der „verbotenen Gärten“ der bischöflichen Residenz wurde nicht nur eine Fußgängerverbindung durch den Stadtkern parallel zur stark befahrenen Hauptstraße geschaffen, sondern auch ein hochwertiges, grünes Naherholungsgebiet für alle Altersgruppen und Bedürfnisse gestaltet.
Davon wie auch vom wertschätzenden Austausch zwischen BürgerInnen und Gemeindepolitik angezogen, wollten auch immer mehr Private zurück in den Stadtkern, Wohnraum wurde und wird saniert, neue Geschäftslokale wurden und werden als Resultat des positiven Investitionsklimas installiert.
Neben der Innenentwicklung in St. Andrä, mit der auch eine Reihe begleitender Projekte, insbesondere im kulturellen Bereich, einhergingen, wurden auch zahlreiche Maßnahmen in den anderen Ortsteilen gesetzt, so etwa wurden Gemeinschaftshäuser in Pölling und Fischering und ein Kulturstadl in Maria Rojach errichtet.
74 aktive Vereine mit 3.000 Mitgliedern in allen Ortsteilen prägen das sozio-kulturelle Leben. Die Versorgung mit Betreuungseinrichtungen für Kinder aller Altersstufen sowie für alte und beeinträchtigte Menschen ist sehr gut, das Bildungsangebot ist breit aufgestellt.
In der Landwirtschaft dominieren die Geflügelwirtschaft und der Obstbau, große Anstrengungen werden darüber hinaus unternommen, die Kärntner Weinbaukultur wiederzubeleben. Direktvermarktung und Regionalität sind von großer Bedeutung. Der Erhalt der Kulturlandschaft ist dabei auch für den im Wachsen begriffenen sanften Tourismus ein wichtiger Aspekt.
Mehrere beachtliche Projekte wurden im großen Themenfeld Klima- und Ressourcenschutz umgesetzt. Dazu zählen die Errichtung eines Biomasseheizkraftwerkes, PV-Anlagen und die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED genauso wie etwa das Projekt „zwEIrad“, im Zuge dessen elektrisch betriebene Mopeds für mehrere Monate zur Miete angeboten werden, was insbesondere von Jugendlichen gerne angenommen wird. Die Versorgung mit E-Tankstellen ist gut, die meisten stehen kostenfrei zur Verfügung. Zur Verbesserung der Mobilität der BürgerInnen wurde auch ein Sammel-Taxi-System eingerichtet, das per Anruf oder App geordert werden kann und eine Mischform aus öffentlichem und individuellem Verkehr darstellt.
Alles in allem ist in St. Andrä ist eine bemerkenswerte Kehrtwende gelungen: vom Stadtkern in der Krise zu einer attraktiven modernen Stadtgemeinde.
Evaluiert: 2018