Hinterstoder, Oberösterreich, Österreich
Der Entwicklungsprozess „talaufwärts – vom Schlusslicht zum Vorzeigeort“ hat in der rund 930 EinwohnerInnen zählenden Traunviertler Gemeinde Hinterstoder bereits im Herbst 1991 begonnen. Ausgangspunkt war damals eine Krise im für den Ort bedeutsamen Tourismus, der die Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen zur Folge hatte.
Ein Generationswechsel in der Kommunalpolitik zeigte damals neue Wege für eine innovative Gemeinde auf. Mit der Entwicklung der von Anfang an ganzheitlichen Strategie „Hinterstoder 2000“ wurden auf Basis einer engagierten Partizipationskultur und aktiver Teilhabe der BürgerInnen die Weichen gestellt. Dieser neue Teamgeist schuf Aufgeschlossenheit und Offenheit für Neues bei großen Teilen der Bevölkerung, insbesondere bei Jugendlichen, den Verantwortlichen in den zahlreichen Vereinen, aber auch bei WirtschaftsakteurInnen.
Die zentralen Erfolgsfaktoren des integrierten und ganzheitlichen Entwicklungsprozesses in Hinterstoder sind neben dieser konsequenten BürgerInnenbeteiligung zahlreiche kreativ und kooperativ mitgestaltende AkteurInnen sowie das Selbstverständnis, mit dem Nachhaltigkeit, Innovation und Modernität verfolgt und gelebt werden.
Mit dem Ziel, für die BewohnerInnen wie auch für die Gäste ein Mehr an Lebensqualität zu verwirklichen, hat die Gemeinde 1994 mit der dorfgerechten Umgestaltung der Durchgangsstraße sowie mit der Schaffung von attraktiven Dorfplätzen oder Begegnungspunkten im Ortskern begonnen. Die Bestellung eines externen Architekten und Ortsplaners und insbesondere die Organisation von Architektur-Wettbewerben als Novum der Hinterstoderer Gemeindepolitik führten zu mehr Qualität bei kommunalen Gestaltungsfragen sowie zu neuen Formen von Partnerschaft und strategischer Zusammenarbeit. In diesem Geiste entstanden mehrere baukulturelle Highlights wie das preisgekrönte Veranstaltungszentrum Höss-Halle und das Vereinshaus.
Weitere integrierte Projekte fallen unter die Themenbereiche der nachhaltigen Raumentwicklung, der Verbesserung der Lebensqualität im Dorf sowie der Stärkung des lokalen Wirtschaftspotenzials und des touristischen Angebotes. Unter aktiver Einbindung und Mitgestaltung der lokalen Land- und Forstwirtschaft, der Tourismusbetriebe sowie weiterer lokaler Engagierter wurden ebenfalls innovative kommunale Projekte umgesetzt.
Besonders erwähnenswert sind die Etablierung der Dachmarke „Hinterstoder pur“ für sämtliche touristische Winter- wie auch Sommerangebote sowie die Teilnahme am internationalen Netzwerk „Alpine Pearls“ mit einem klaren Bekenntnis zum Ökotourismus und zu sanfter, nachhaltiger Mobilität für Einheimische wie auch Gäste.
Zahlreiche Maßnahmen und Projekte dokumentieren das Engagement zur Stärkung der lokalen Identität und des Selbstbewusstseins der Dorfgemeinschaft, zur Hebung der „inneren Wertschöpfung“, zeugen von gesellschaftlichem Engagement und sind von der Bildung von Netzwerken und lokalen wie auch überregionalen Kooperationen geprägt.
In herausragender Weise stechen dabei die Initiativen „Stodertaler WIR-te“ und „Landinger Sommer“ als jährliche Sommerfrische-Woche zum kreativen Themen-Input von engagierten Menschen aus Stadt und Land sowie zahlreiche regelmäßige Veranstaltungen in den Bereichen Kunst und Kultur wie „Landschaft revisited“, „Augenblicke“, „Ars Vivendi“, „Stodertaler Advent“ und viele mehr ins Auge. Erwähnenswert ist auch das mit dem Museum of the Year 2000 Award ausgezeichnete Dokumentationszentrum Alpineum.
Hinterstoder zeigt eindeutig, eindrucksvoll und äußerst facettenreich, wie die Hebung der Lebensqualität in einem attraktiven, innovativen und zukunftsfähigen Dorf zum Schlüsselfaktor eines partizipativen Entwicklungsprozesses werden kann.
Die Dynamik und der Erfolg basieren maßgebend auf dem regen Ideenaustausch über kreative Kooperationen mit den ruralen wie den urbanen Lebenswelten. Weitere Highlights aus einer Vielzahl an realisierten Projekten sind die Erstellung eines Naturraum-Entwicklungskonzeptes für das Stodertal, die konkrete Rückwidmung von Baugrundstücken in Grünland, die Renaturierung des Naturjuwels Schiederweiher, die effiziente Nutzung von endogenen Rohstoffen zur Wärmegewinnung, die Umnutzung der alten Post für zentrumsnahes Wohnen und die Umstellung der Ortsbeleuchtung, die einem qualitätvollen Konzept folgt und neben der Energieeffizienz und der Verkehrssicherheit auch gesundheitliche Aspekte des Phänomens Licht berücksichtigt.
Methodik, Nachhaltigkeit, vorbildliche Partizipationskultur und beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement sind sehr hoch zu bewerten, auch dem Motto „we!ter denken“ wird man in Hinterstoder auf vielfältige und strahlkräftige Weise gerecht. Das bewusste Einbringen von konsequenter Beratung durch externe Fachplaner/innen oder Behörden sowie eine abgestimmte Prozessplanung erscheinen als deutlicher Pluspunkt des integrierten Entwicklungsprozesses. Dies ist „we!ter denken“ über den eigenen Tellerrand in bester Form und höchster Qualität.
Evaluiert: 2018