Hoonhorst, Niederlande
Hoonhorst hat 1.200 EinwohnerInnen und ist einer von sechs Ortsteilen der Gemeinde Dalfsen, rund 14 Kilometer von der Provinzhauptstadt Zwolle (Overijssel) entfernt. Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung wohnt im Kerndorf, der Rest ist im von noch zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben geprägten Außenbereich angesiedelt.
Obwohl Hoonhorst von der Stadtnähe profitiert und kaum mit Bevölkerungsrückgang zu kämpfen hat, waren der demografische Wandel in all seinen Facetten sowie die globalen Herausforderungen beim Klimaschutz ausschlaggebend für die Initiierung des Entwicklungsprozesses. Das gemeinsame Bekenntnis der Dorfgemeinschaft, die sich im Dorfverein „Duurzaam Hoonhorst“ (Nachhaltiges Hoonhorst) formierte, die weitere Entwicklung strikt an den Prinzipien einer ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit auszurichten, war der Startschuss für einen beispielhaften Transformationsprozess.
Die Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe spielen dabei eine Schlüsselrolle. Der Bau der Nahwärmeversorgung auf Basis von Hackschnitzeln, die mittels der bei der Kompostierung von pflanzlichen Gartenabfällen entstehenden Abwärme getrocknet werden, führte zu einer Win-win-Situation auf vielen Ebenen: Mit der Beheizung der Grundschule, der Kirche, der Mühle und des Kulturhauses konnten nicht nur die CO2-Emissionen sowie die Heizkosten deutlich gesenkt werden, sondern mit der Einspeisevergütung verschafft sich das Dorf auch ständige Einnahmen, die für künftige Projekte dringend nötig sind. Dorfinterne Energiespar-Wettbewerbe, die Anschaffung eines E-Autos, das entweder mit ehrenamtlichem Fahrer oder zum Selbstfahren gemietet werden kann, die gemeinsame energetische Sanierung von Privathäusern, die Installation von über 2.000 PV-Modulen auf öffentlichen und privaten Dächern sowie LED-Beleuchtung des Sportplatzes zeigen beispielhaft die Bemühungen im Klimaschutz.
Die Einbindung der Schulkinder in Naturschutzbelange, das gemeinsame Sammeln von Blättern im Herbst als Kompost für die Baumschulbetreiber, die Bewirtschaftung eines eigenen Dorfgemüsegartens sowie der Betrieb eines Repair-Cafés zeugen vom breiten Spektrum der Initiativen. Der Umbau des Kulturhauses als Niedrigenergiehaus, der nur durch sehr viele Stunden Eigenleistung der BürgerInnen ermöglicht wurde, besticht durch eine hohe gestalterische Qualität und ist sichtbarer Teil der Baukultur. Diese Qualität zeigt sich auch im städtebaulichen Bereich. Die kompakte Siedlungsstruktur führt zu „kurzen Wegen“, etwa auch zum wieder eingerichteten Nahversorger im Dorfzentrum, der von mobilen HändlerInnen ergänzt wird.
Speziell für die SeniorInnen wurde gemeinsam mit der Pfarrgemeinde ein Treffpunkt geschaffen, von dem aus auch alle Hilfsdienste organisiert werden. Zwei barrierefreie Wohnungen stehen kurz vor dem Neubau. Daneben sorgt der Bau von acht so genannten „Starterhouses“ dafür, dass auch die junge, teilweise auch in Zwolle studierende Bevölkerung Wohnraum im Dorf findet.
Die Kommunikation im Dorf darf als Schlüssel des Erfolgs betrachtet werden: Formelle und informelle Treffen und die Nutzung von sozialen Netzwerken sind dabei genauso motivierend wie die Einbindung von Schulen, Vereinen und sogar der Universität. Bemerkenswert sind auch der hohe lokale, regionale und auch nationale Vernetzungsgrad und das bewusste Setzen auf Partnerschaften zum Wissens- und Erfahrungsaustausch. Nicht der “große Masterplan” ist die Strategie, auf die man setzt, sondern es sind das gesellschaftliche Miteinander, das gemeinsame Anpacken und die Bereitschaft zum “offen sein” für unkonventionelle Lösungen.
Evaluiert: 2016