DOBKÓW, Niederschlesien, Polen
Das rund 500 Seelen zählende, niederschlesische Dorf Dobków liegt rund 100 Kilometer von Breslau entfernt. Es ist Teil der Gemeinde Swierzawa und gehört landschaftlich zum so genannten „Land der erloschenen Vulkane“.
Die historischen Ereignisse nach 1945, im Zuge derer die ehemalige deutsche Bevölkerung vertrieben und neue BewohnerInnen aus anderen polnischen Regionen angesiedelt wurden, wirkte in Dobków lange nach: Die Identifikation mit der neuen Heimat erwies sich als schwierig und bis in die 1990er-Jahre gab es kaum Investitionen und Bestrebungen, das Dorf lebenswert zu gestalten. Erst mit der Gründung eines Dorfvereines im Jahr 2003 gelang eine deutliche und bis heute andauernde Trendwende.
Das Dorf setzt sehr effektiv auf die vorhandenen Potenziale, nämlich auf sein reiches Kultur- und Naturerbe. Dementsprechend sind insbesondere die vorbildlich miteinander vernetzten Maßnahmen zum Aufbau des sanften Tourismus, zur Stärkung der Identität und des traditionellen Handwerks, zur Landschaftspflege sowie kulturelle und kreative Veranstaltungen bemerkenswert. Der Erfolg dieser Maßnahmen lässt sich durch zusätzlich geschaffene Arbeitsplätze im Bereich Tourismus und steigende Besucherzahlen beziffern.
Ein Schwerpunkt wird beispielsweise auf die Imkerei gelegt, andere alte Handwerkstechniken wie das Filzen oder Töpfern ergänzen das Portfolio, zu dem regelmäßige Kunst- und Kreativworkshops für Einheimische wie auch BesucherInnen aus Nah und Fern erfolgreich angeboten werden. Das Projekt „Ökomuseum“ dient zur Entwicklung und Vermarktung eines „lebenden Freilichtmuseums“, in dem einerseits materielles Kulturerbe wie ortstypische Häuser und Denkmäler gezeigt und andererseits traditionelle Handwerke in Werkstätten betrieben werden. Touristische Marketing-Maßnahmen zum „Land der erloschene Vulkane“ ergänzen die Initiatven.
Ein beispielhaftes Projekt innerhalb des Ökomuseums ist der Ankauf und die vorbildliche Sanierung eines typischen sudetendeutschen Hofes, der einer neuen multifunktionalen Nutzung übergeben wurde: Umweltbildungszentrum für Schulen, Begegnungsstätte für DorfbewohnerInnen, Tourismusinformation und Dorfmuseum.
Zur Stärkung der Identität wurden mehrere Geschichtsprojekte realisiert. In Zusammenarbeit mit der Universität Breslau wurden für die EinwohnerInnen etwa Bildungsworkshops zum Thema Baukultur organisiert, im Rahmen derer Lösungen bei Neu- und Umbau gezeigt wurden, die sich in ihrer architektonischen Gestaltung harmonisch ins Ortsbild fügen.
Bei der Sanierung und Neugestaltung der Bushaltestellen wurden bewusst die Kinder eingebunden, um das Gefühl zu verankern, dass es „ihre“ Haltestellen sind, für deren Sauberkeit und Zustand sie auch selbst verantwortlich sind. Die SeniorInnen wiederum wurden als Hauptakteure des Projekts „Story of Me“ gewonnen, im Rahmen dessen sie ihre Lebensgeschichten und Erinnerung mit moderner Technologie (Computer), die sie dabei erlernt haben, aufgezeichnet haben.
Als besonders inspirierend und effektiv hat sich erwiesen, dass EU-Fonds, insbesondere LEADER-Gelder, erfolgreich lukriert und in vorbildlichen Bottom-up-Prozessen von der engagierten örtlichen Bevölkerung eingesetzt wurden. Vorbildhaft ist schließlich auch die intensive Einbindung von externen ExperteInnen, die teilweise selbst ehrenamtlich tätig waren. Insbesondere im Hinblick auf die schwierige Ausgangssituation und den vergleichsweise kurzen Entwicklungsprozess darf der Weg, der eingeschlagen wurde, insgesamt als sehr positiv bewertet werden.
Evaluiert: 2016