Ratměřice, Mittelböhmen, Tschechische Republik
Die Gemeinde Ratměřice liegt im südlichen Teil Mittelböhmens in der Tschechischen Republik, etwa 60 km von der Hauptstadt Prag entfernt. Ratměřice ist ein kleines Dorf mit 262 EinwohnerInnen, die in drei kleinen Ortsteilen leben. Die umliegende Landschaft hat landwirtschaftlichen Charakter mit traditionellem Getreide- und Futterpflanzenanbau und ohne industrielle Entwicklung. Deshalb hat die Landschaft ihren romantischen Charakter mit ausgeprägten Dörfern und Einöden, Bächen und Teichen, Hecken, Wäldern, Wiesen und Feldern und nicht zuletzt mit schönen Kirchen, Kapellen und Kreuzen behalten.
Mit dem Amtsantritt des neuen Bürgermeisters im Jahre 2006 begann eine dynamische und sehr sorgfältig geplante Entwicklung. Die Entwicklungsstrategie und alle Maßnahmen sind im Gebiets- und Gemeindeentwicklungsplan verankert. Koordinator für Wirtschafts- und Sozialleben ist der neunköpfige Gemeinderat, der eng mit den lokalen Vereinen zusammenarbeitet. Die hohe Beteiligung von Jung und Alt in allen Phasen der Planung und Umsetzung des Entwicklungsplanes ist zugleich ansteckend und bringt gleichgesinnte Menschen in die Gemeinde. So wird eine starke Bindung zu Wohnort und Nachbarn entwickelt.
Das Dorf legt großen Wert auf Gemeinschaftsanlagen und Dienstleistungen im Ort. So wurde das landesweite System „Czech Point“ installiert, um den BürgerInnen den Zugang zu öffentlichen Ämtern und deren Register zu verschaffen. Einer der wichtigsten Pfeiler bei der Entwicklung einer gut funktionierenden Zivilgesellschaft ist die richtige Erziehung der Kinder und Jugendlichen, deswegen betreibt die Gemeinde einen eigenen Kindergarten, wo man sich auf die individuelle Bildung und Erziehung in kleinen Gruppen von bis zu 20 Kindern konzentriert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Umwelterziehung gelegt. Durch neu entstandene Räume wie die renovierte Feuerwache, die Bibliothek oder den Sportkomplex sind Treffpunkte für Jugendliche und Mitglieder von BürgerInneninitativen entstanden. Orte für gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen sind auch die St. Havel Kirche und die Kapelle. In den Jahren 2009 bis 2011 wurden im Dorf insgesamt mehr als 420.000 € mit 15 % Gemeindeanteil in die verschiedensten Projekte investiert.Ratměřice hat eine gut entwickelte technische Infrastruktur. Ein langfristiges Projekt war die Erhöhung der Verkehrssicherheit und der bessere Verkehrszugang für Personen mit eingeschränkter Mobilität sowie die Verkehrsberuhigung auf der Hauptstraße.
Mit Kunstausstellungen im Freien (Skulptur- und Malsymposium 2008 und 2009), Naturlehrpfaden oder Sammelwerken, die von der Gemeinde handeln, werden Geschichte und Kultur den Einheimischen und BesucherInnen nähergebracht. Sehr beliebt ist die erfundene Figur des Bauern Oneš, der auf dem Lehrpfad die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges erklärt und andere Sehenswürdigkeiten präsentiert. Der ganze Lehrpfad ist familienorientiert und die BesucherInnen können Oneš interaktiv kennenlernen .
Ratměřice ist ein Dorf, wo sich Jung und Alt, Tradition und Moderne, Herkömmliches und Alternatives vereinen. Im Dorf leben Leute, die etwa aus Altkleidern neue originelle Modelle kreieren oder Extrakte und Elixiere aus Wildkräutern herstellen. Auch die Integration aller Gemeindemitglieder wird hier großgeschrieben.
Sehr beliebt sind auch die Feier zur Wallfahrt mit Prozession, die „Feuerwehrfontäne“ (eine originelle Vorführung von bis zu zwölf Feuerwehrmännern, die zu klassischer oder moderner Musik mit ihren Schläuchen Wasserspiele zeigen), das Aufstellen des Maibaums, die Weihnachtstraditionen, aber auch die Theatervorstellungen der Gruppe „Ratmírova potulna divadelní společnost“, die sich mit der Geschichte der Gemeinde und des Landes befasst.
Ratměřice ist eine kleine Gemeinde und ihre BewohnerInnen sind sich dessen bewusst, dass sie noch „kleiner“ sein könnten, wenn sie sich der Außenwelt verschließen würden. Daher sucht man die Zusammenarbeit mit benachbarten Gemeinden im Rahmen der Mikroregion „Džbány“, der lokalen Aktionsgruppe „Posázaví“ oder mit dem Projekt „Die Ritter vom Blanik“, das sich aus touristischen Motiven mit der legendären tschechischen Sage um den Berg Blanik befasst.
Evaluiert: 2012