Gaschurn, Vorarlberg, Österreich
Gaschurn ist eine Gemeinde im Montafon, liegt 979 Meter über dem Meeresspiegel und teilt sich in die Orte Gaschurn und Partenen. Die Einwohnerentwicklung ist leicht rückläufig, derzeit zählt man 1.622 EinwohnerInnen. Dem soll durch neue Wohnsiedlungen entgegengewirkt werden. Zahlreiche Zweitwohnungen belegen die touristische Attraktivität des Gebietes und die Ertragsanteile pro Einwohner liegen erheblich über dem Bezirksdurchschnitt. Die landwirtschaftlichen Flächen werden meist im Nebenerwerb geführt.
Die Dorferneuerung wurde 2002 gestartet und umfasst wesentliche aktivierende Prozesse zur Bürgerbeteiligung. In einem umfassenden Leitbild wurden mit professioneller Betreuung Themen wie Bauen und Wohnen, Ortskern-Ortsbild, Familie, Kinderbetreuung, Jugendliche, Freizeit, Arbeit, Senioren und Tourismus, auch Agenda 21-Themen, erarbeitet. Im Rahmen dieses Prozesses fanden auch öffentliche Veranstaltungen, Analyseworkshops und eine Zielprofilklausur statt. Das Ergebnis wurde von der Gemeindevertretung beschlossen. Aufbauend auf dem Leitbild wurden in Arbeitsgruppen Projekte entwickelt und teilweise bereits umgesetzt. Die Einbindung der Bevölkerung gestaltete sich in der Startphase schwierig, funktioniert aber mittlerweile sehr gut.
Zahlreiche bereits realisierte Maßnahmen können im Bereich „familiengerechte Gemeinde“ angeführt werden. Neben der Übersiedlung des Kindergartens, der Einrichtung einer Sommerbetreuung für Kinder, der Einführung einer Saisonkarte für die Bäder und der Schaffung eines Jugendraumes, der von den Jugendlichen in Eigenverantwortung geführt wird, beeindruckt besonders der neue Mountain Beach Park mit einem Schilfklärbereich und verschiedenen Wasserebenen, die durch einen Wasserkanal verbunden sind.
Im Rahmen des Tourismuskonzeptes Hochmontafon genießt die Vermarktung einheimischer Produkte wie auch die Entwicklung der Genussregion Montafon große Aufmerksamkeit. Die Errichtung des Landschaftspfades Gaschurn-Partenen, der sich gut in das Landschaftsbild einfügt, eines Klettergartens sowie eines beleuchteten Radweges und eines neuen Sportplatzes runden die umgesetzte Projektvielfalt ab.
Besonderes Augenmerk wurde auch auf die Sanierung alter Bausubstanz, wie etwa das Beispiel Bischof-Rüdiger-Geburtshaus beweist, gelegt. Zeugen qualitätvoller zeitgemäßer Bauweise stellen der Vallüla Saal, das Freibad, das Biomasseheizwerk und eine Wohnsiedlung dar. Die Ortsgestaltung wurde einladend und weit gehend behindertengerecht ausgeführt.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auch im Bereich der erneuerbaren Energie. Besonders zu betonen ist dabei die 25-prozentigige Solarförderung durch die Gemeinde. Gaschurn verfügt auch über ein Biomasseheizwerk mit 3 MW Leistung, das öffentliche und private Gebäude versorgt. Ein Pufferspeicher deckt die Spitzenzeiten ab. Ein Trinkwasserkraftwerk liefert zusätzlich Energie.
Im Rahmen der gemeindeübergreifenden Kooperationen gibt es neben anderen den Verein „Montafon Tourismus“ zu nennen, der eine Entwicklung der Region im Einklang mit Mensch und Natur zum Ziel hat. Weiters wurde mit „Viehbay“ eine Plattform zur Vermarktung landwirtschaftlichern Produkte gegründet. Die Gründung der Wirtschaftsgemeinschaft Hochmontafon, ein Zusammenschluss von 45 Betrieben, soll dazu beitragen, das regionale Bewusstsein stärken. Die kommunale Raumordnung ist in den regionalen Planungsverband Montafon eingebunden, die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs wird durch eine Regionalkarte und einen Nachtexpress gefördert.
Gaschurn beeindruckt durch bemerkenswerte Aktivitäten und Projekte in allen maßgeblichen Bereichen der Dorfentwicklung, die von aktivierenden Prozessen zur Bürgerbeteiligung und professioneller Begleitung gekennzeichnet ist. Vorbildlichen Maßnahmen sind insbesondere im Bereich erneuerbare Energie, Sanierung alter Bausubstanz bei gleichzeitiger Forcierung zeitgemäßer Gestaltungsformen, soziale und soziokulturelle Einrichtungen sowie Förderung und Verschränkung von Landwirtschaft, Wirtschaft und Tourismus zu verzeichnen. In ihrer Gesamtheit tragen sie wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Stärkung der regionalen Identität bei.
Evaluiert: 2008