Dobrá Niva, Slowakische Republik
Dobra Niva, Siedlungszentrum und Sitz der gleichnamigen Gemeinde, liegt landschaftlich sehr reizvoll am Flüsschen Neresnica auf ca. 370 m Seehöhe und ist von Bergen umrahmt. In dem sehr waldreichen Gemeindegebiet leben 1850 EinwohnerInnen, die in etwa zu gleichen Teilen der katholischen und der evangelischen Glaubensgemeinschaft angehören und eine harmonische Ökumene praktizieren. Die erheblichen Kosten für die Renovierung beider Kirchengebäude wurden ausschließlich durch Spenden der politischen Gemeinde und der Kirchenmitglieder aufgebracht. Als Motto für ihre Entwicklung hat die Gemeinde den Terminus Offenes Tor gewählt – dieser wird durch die Aufstellung eines historischen Hoftores inmitten des neu angelegten Dorfplatzes auch materiell veranschaulicht und hat sich zum spürbaren Symbol für den Aufbruch der traditionellen Dorfgemeinschaft in die Zukunft entwickelt. Es verbindet Vergangenheit und Zukunft und signalisiert Aufgeschlossenheit für aktuelle Erfordernisse.
Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle für die Erhaltung des Landschaftsbildes und das ökologische Gleichgewicht. Eine ausgedehnte Grünlandnutzung bildet die Grundlage für etwa 700 Milchkühe, die von einem Großgrundbesitzer gehalten werden. Daneben haben einige Grundeigentümer nach Aufhebung der Kollektivbewirtschaftung die Möglichkeit zur Wiedereinrichtung eines landwirtschaftlichen Betriebes genutzt und sich u.a. auf die Nachzucht von Rindern im Weidebetrieb, den Anbau von Raps zur Erzeugung von Rapsöl sowie die Pflege ökologisch wertvoller Flächen im Naturschutzgebiet Gavurky spezialisiert. Das Holz aus den im Gemeindeeigentum befindlichen Waldflächen wird u.a. für den Bau neuer Wohn-, Wirtschafts- und öffentlicher Zweckgebäude verwendet. Darüberhinaus bietet der Wald lukrative Einkommensmöglichkeiten durch Verpachtung der Jagd.
Die ca. 180 SchülerInnen der Gemeinschaftsschule werden in einem aus den 1960er Jahren stammenden Schulgebäude unterrichtet, das 2008 auf qualitätvolle Weise baulich und energetisch saniert wurde. Neben dem Einbau neuer Fenstern und der Ertüchtigung des Wärmeschutzes der Fassaden wurden auch sehr ansprechende, zeitgemäße Klassenzimmer und Sportstätten geschaffen. Zu den Lehrangeboten der Schule gehören traditionelle Disziplinen ebenso wie moderne Kursangebote. Rund 30% der SchulabgängerInnen qualifizieren sich für den Übertritt in ein Gymnasium. Der Schule räumlich angeschlossen ist ein Kindergarten mit Ganztagesbetreuung.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist die Gemeinde durch ein breitgefächertes Angebot an Handwerks- und Gewerbebetrieben gut gerüstet. Aktuellen Erfordernissen der Kommunikation trägt die Möglichkeit eines privaten Internetanschlusses für monatlich 9 Euro Rechnung. Hoch im Kurs stehen die Pflege von Tradition und Folklore; eine renovierte, auch zu einem kleinen Museum umgenutzte Hofstelle mit Ausstellungsobjekten zur früheren dörflichen Lebensweise ist die Heimstatt der Volkskunstgruppe Dobrona, der eine Kindervolkstanzgruppe angeschlossen ist.
Von großer landschaftsräumlicher Bedeutung ist das 2004 ausgewiesene Naturschutzgebiet Gavurky, das mit einem 60 ha umfassenden Eichenwald eine europäische Rarität besitzt. In enger Zusammenarbeit von Landesverwaltungen, der Universität Bratislava und der Gemeinde wurde das Naturschutzgebiet in den Jahren 2004 bis 2008 wissenschaftlich erfasst und dazu ein didaktisch aufbereitetes Büchlein publiziert. Nunmehr wird das Gebiet durch Landwirte gepflegt, die dafür aus europäischen Fördermitteln Pflegeprämien erhalten. Zur Führung von Besuchergruppen werden Lehrpfade errichtet. Im Vordergrund der künftigen Siedlungsentwicklung soll – durchaus beispielhaft für viele andere Gemeinden – die Innenentwicklung stehen. Darin wird ein erfreuliches Umdenken dazu gesehen, dass die Besiedlung entlang der die Ortschaft trennenden überregionalen Straßenverbindung etwas zu sehr ausgeufert ist.
Evaluiert: 2010