Merkendorf, Bayern, Deutschland
Die Gemeinde Merkendorf liegt in Mittelfranken, 50 Kilometer südwestlich von Nürnberg, und zählt heute rund 2.700 EinwohnerInnen, wovon etwa 1.700 in der historischen Altstadt und der Rest in elf verschiedenen Ortsteilen leben. Seit dem 18. Jahrhundert war der Ort durch großflächigen Krautanbau weit über die Grenzen hinweg als „Krautstadt“ bekannt.
Die 2002/2003 begonnene Dorferneuerung, an der nicht weniger als 120 EinwohnerInnen in verschiedenen Arbeitskreisen beteiligt waren, ist in einigen dieser Dörfer bereits abgeschlossen. Unter dem Motto „Mit Energie Zukunft gestalten“ hat sich Merkendorf das Ziel gesetzt, die klimafreundlichste Gemeinde Bayerns zu werden. Auf dem Weg dorthin wurde bereits Erstaunliches erreicht: Mehr als 143 Photovoltaikanlagen, darunter eine Bürgersolaranlage auf öffentlichen Dächern, eine Bürger-Freiflächenanlage und acht Biogasanlagen sorgen für einen Deckungsgrad bei der Stromproduktion von fast 200 %. Nach dem Motto „Vom Krautbauern zum Energiewirt“ liefern die Landwirte über die an die Biogasanlagen angeschlossenen Wärmenetze Energie an Privathaushalte, öffentliche Gebäude, das Gewerbegebiet „Energiepark“ und an Industriebetriebe. In drei Dörfern haben fast alle Gebäudebesitzer von eigenen Heizkesseln auf regenerative Nahwärme umgestellt.
Durch die fruchtbare Zusammenarbeit einiger Energie-Pioniere mit der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie der Hochschule Ansbach entstand vor den Toren der „Stadt“ ein in Bezug auf Straße und Bahn verkehrsgünstig gelegenes Gewerbegebiet mit einer Ansammlung von Unternehmen der Solar- und Bioenergiebranche, das als Paradebeispiel eines „Clusters“ bezeichnet werden kann. Folgerichtig erhielt die Ansiedlung den Namen „Energiepark“. Heute bieten bereits elf Firmen rund 200 Arbeitsplätze. Kein Wunder, dass die Arbeitslosigkeit in Merkendorf in den letzten Jahren merklich gesunken ist, die Frauenerwerbsquote ein gutes Stück über dem bayerischen Durchschnitt liegt und die Übernachtungszahlen sich mehr als verdoppelt haben. Die entstandene Dynamik wurde mehrfach preisgekrönt und soll über einen regionalen Zusammenschluss in die „Energieregion Altmühl-Mönchswald“ übertragen werden.
Ebenfalls in regionaler Kooperation wurden Anfang der 1990er-Jahre im Zusammenhang mit der Anlage des „Neuen Fränkischen Seenlandes“ über 100 Hektar für Naturschutzzwecke erworben. Eine zusammenhängende Biotopfläche von 75 Hektar bildet dabei das Kernstück eines europaweit bedeutenden Wiesenbrütergebietes. Das gesamte Projekt, das unter dem Titel „Ländliche Entwicklung am Altmühlsee – Naturschutz und Flurgestaltung“ zusammengefasst wurde, erhielt 1991/1992 den Bayerischen Staatspreis.
Viel ehrenamtliches Engagement, Projekte wie ein gemeinsamer Obstgarten oder ein Kunsthandwerksmarkt sowie die Weiterführung der Kraut-Tradition in vielen Facetten sorgen für eine starke Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Wohnort.
Die Dorferneuerung in Merkendorf erweist sich als umfassend, gut vernetzt und in beeindruckender Weise dem Wettbewerbsmotto entsprechend. Die Pionierarbeit im Bereich alternative Energien verbunden mit der Schaffung nachhaltiger wirtschaftlicher Tätigkeiten und seine Leuchtturmprojekte im Übergang „vom Landwirt zum Energiewirt“ bei gleichzeitiger bewusster Förderung des Natur- und Umweltschutzes werden dabei als absolut vorbildhaft eingeschätzt.
Evaluiert: 2010