Gingst, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Die 1.482 EinwohnerInnen zählende Gemeinde Gingst ist in Westrügen, abseits der touristisch intensiv genutzten Bereiche, gelegen. Ursprünglich von der Landwirtschaft geprägt, war Gingst nach der Wende gezwungen, sich neu zu positionieren und im regionalen Gefüge seinen Platz, als Ort mit zentraler Bedeutung, neu zu definieren.
Gestartet wurde Anfang der 90er Jahre mit der Revitalisierung der bestehenden Bausubstanz. Bis heute konnten an die 90% der Bestandsobjekte saniert werden. Bemerkenswert sind die hohe Sensibilität und Individualität sowie das große Engagement, die diesem Prozess zu Grunde gelegt wurden und die zu ausgezeichneten Ergebnissen geführt haben. Aber nicht nur die Fassaden der alten, teilweise in schlechtem Bauzustand befindlichen Gebäude erstrahlen in neuem Glanz, auch das dörfliche Leben konnte wieder Einzug halten. So finden im historischen Gemäuer Infrastruktureinrichtungen Platz, die ganz wesentlich zur Vitalität des Dorfes beitragen. Auch ein Stück Identität konnte damit zurückgewonnen werden und ist gleichsam die Basis für weitere Entwicklungsschritte, an denen die interessierten und engagierten GemeindebürgerInnen wesentlichen Anteil nehmen und haben.
Ein wichtiger Schritt war die Schaffung des Freilichtmuseums, das es ermöglicht, eine Reise in die Vergangenheit der Region unternehmen, und das durch die wöchentliche Abhaltung des „Grünen Marktes“ eine gelungene Brücke zur Landwirtschaft und somit zur Vermarktung naturnah erzeugter regionaler Produkte schlägt. Daneben soll durch den Markt, das Museum wie auch durch den Freizeitpark die Entwicklung im Bereich des sanften Tourismus vorangetrieben werden.
Von zentraler Bedeutung für die künftige Entwicklung der Gemeinde ist die Partnerschaft mit der Modellschule in Gingst. Die Ganztagesschule ist in hohem Maße um permanenten Austausch und vielfältige Vernetzung mit den Einrichtungen der Gemeinde und der Region bemüht. Kooperationen mit dem Altenheim, den Vereinen oder den Betrieben in der Region sorgen dafür, dass das „Alltagsleben“ in die schulische Ausbildung Eingang findet, was eine intensive Auseinandersetzung der jungen BürgerInnen mit ihrer Heimat induziert und es den Erwachsenen ermöglicht, die Jungen besser zu verstehen. Ein nachahmenswerter Ansatz einer integrativen, generationenübergreifenden Entwicklung!
Im Bereich Energie werden Anstrengungen unternommen, den Verbrauch durch entsprechende Sanierungsmaßnahmen, insbesondere der maßgeblichen Energieverbraucher Plattenwohnbauten und Schule, einzudämmen. Im Zuge der Sanierungen erfolgte auch deren Umstellung auf eine Hackgutheizanlage. Die Errichtung einer Biogasanlage durch die Gemeinde ist in Planung.
Die Dorferneuerung Gingst ist ein Prozess von vielen Einzelschritten, die von den Verantwortlichen in der Gemeinde, maßgeblich unterstützt von der Bevölkerung, gesetzt werden und wesentlich zum „Neuerblühen“ des Dorfes beitragen.
Gingst zeichnet sich für die umfassende, fachgerechte und sensible Sanierung, Umnutzung und Revitalisierung alter Gebäudestrukturen, die identitätsstiftende Einbindung der Ganztagesschule in das Alltagsleben der Gemeinde sowie die Bemühungen zur Stärkung des Tourismus und der lokalen Wirtschaft aus.
Evaluiert: 2010