Eicherscheid, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Das Haufendorf Eicherscheid mit 1.281 EinwohnerInnen ist Teil der Gemeinde Simmerath und liegt, eingebettet in Landschafts- und Naturschutzgebiete, auf einer Seehöhe von 55o m in der StädteRegion Aachen. Prägendes Merkmal sind Buchenhecken, die sowohl die Feldfluren gliedern wie auch als Hausschutzhecken das Erscheinungsbild des Dorfes sehr markant gestalten. Initialzündung für die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensraum war die 1972 erfolgte kommunale Neugliederung, die Eicherscheid um den Status einer eigenständigen Gemeinde brachte. Die veränderten Rahmenbedingungen wurden zum Anlass genommen, in Abstimmung mit Politik und Verwaltung der entstandenen Großgemeinde Simmerath eine neue Verantwortungsgemeinschaft zu etablieren und Maßnahmen zu setzen, die darauf abzielen, das äußere und das innere Potenzial von Eicherscheid auf optimale Weise zu nutzen.

Das große innere Potenzial Eicherscheids stellen zweifellos seine BürgerInnen dar. Gemeinsam wird über die Zukunft des Dorfes nachgedacht, gemeinsam werden Entscheidungen getroffen, gemeinsam wird ehrenamtlich und mit enormen Eigenleistungen an der Realisierung der Planungen und Konzepte gearbeitet. Der starke, Generationen übergreifende Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft wird vor allem über die zahlreichen und sehr vielseitigen Vereine gepflegt und gefördert. Dennoch bekennt man sich dazu, dass „ein heißes Herz für die Heimat“ auch strategische Planung und professionelle Entwicklungsbegleitung braucht, um die Dorferneuerungsprozesse nachhaltig und qualitätvoll zu gestalten.

Aus gutem Grund ist man stolz darauf, dass es mit großem Bürgerengagement und ausgeprägtem Durchhaltevermögen gelungen ist, die dörfliche Infrastruktur zu sichern und zu bereichern. Beispiele dafür sind der Bau des Vereinshauses „Tenne“, eines Kunstrasen-Sportplatzes, einer Reithalle und des Sportjugendheims sowie die Neugestaltung des Dorfkerns, die Sicherstellung der Lebensmittel-Nahversorung auf genossenschaftlicher Basis und die auf einer Privatinitiative beruhende Einrichtung eines Bauernmuseums.

Die einzigartige Kulturlandschaft und die besondere dörfliche Struktur, die durch eine lockere Bebauung mit vielen Freiflächen, raumwirksame Grünelemente sowie eine Vielzahl an ein- bis zweigeschossigen Fachwerkhäusern, viele van denkmalgeschützt, gekennzeichnet ist, werden als wertvolle Schätze der Identifikation, aber auch der touristischen Entwicklung, erkannt. Demgemäß gibt es eine Fülle an Maßnahmen zu ihrer Erhaltung und Weiterentwicklung, die von der Bewusstseinsbildung, etwa durch Hinweisschilder auf alte Flurbezeichnungen und das geplante Buch über regionaltypisches Bauen, bis hin zu konkreten Aktionen, wie Heckenpflanzungen auch in den Neubaugebieten, Errichtung eines Flurheckenweges, neue Flächennutzungsplanung und Reduzierung der Flächenversiegelung, reicht. Mit der Errichtung eines barrierefreien Rundwanderweges und einer Langlaufloipe und der Erstellung eines Dorfrundganges soll der sanfte Tourismus gestärkt werden.

Nicht nur im übertragenen, sondern auch im wörtlichen Sinn spielen „neue Energien“ eine bedeutende Rolle. So wird neben der Förderung des Energiesparbewusstseins vor allem die Nutzung des heimischen, bei der Heckenpflege als Abfallprodukt entstehende Holz forciert. In den Haushalten finden zunehmend Feinstaub reduzierende Holzheizungen Verwendung. Die Errichtung einer Hachschnitzelheizanlage und anderer Biomassewerke sind in Planung, zudem gehört das Dorf mit den Sektoren „Biogas“ und „Energieholz“ zur Bioenergieregion Eifel.

Eicherscheid zeichnet sich durch die bürgerschaftliche Erarbeitung und konsequente Realisierung eines beispielhaften Zukunftskonzeptes aus und beeindruckt mit der konsequenten Pflege, Revitalisierung und schonenden Modernisierung des bestehenden baulichen und kulturellen Erbes. Besonders hervorzuheben sind auch der große soziale Zusammenhalt und die ehrenamtlichen Aktivitäten und innovativen Ideen der Dorfgemeinschaft zur Sicherung, Schaffung und zum Betrieb wichtiger Versorgungseinrichtungen.

Evaluiert: 2010